Samstag, 23. Juni 2012

Tauchen mit Hammerhaien


Wir hatten uns den Wecker auf 5:30 Uhr gestellt, was sich in Anbetracht des Treffpunkts um 7 Uhr als viel zu früh herausstellte. Also legte ich mich nochmal für ¾ Stündchen zum Dösen ab. Aber selbst dann waren wir noch viel zu früh an der Tauchbasis, denn letzten Endes ging es erst nach 8 Uhr los. Zunächst hieß es der Kapitän hat verschlafen und dann gab es Probleme mit dem Bootsmotor, so dass wir letztendlich noch das Schiff tauschen mussten. Dies hatte allerdings zur Konsequenz, dass wir nicht mit dem Auto quer über die Insel und zu deren nördlichem Ende gefahren sind, sondern ein ziemlich schrottiges Boot bestiegen haben, um damit die halbe Insel zu umrunden, um zum geplanten Tauchspot „Seymour“ zu gelangen.

Dies führte zu erheblichen Verzögerungen und die zwei Mädels, die mit uns auf dem Boot waren, mussten um 14 Uhr auf die Fähre. Also ließen wir sie zunächst ihren Dicovery-Dive machen, wobei wir während dessen normalerweise hätten schnorcheln können. Aber weil es insgesamt nur drei Masken an Bord gab, ging das leider nicht. In mittlerweile südamerikanischer Gewohnheit blieben wir entspannt und widmeten uns der einzig verfügbaren Alternative: die Küste und die vorbeifliegenden Vögel beobachten. 


Nachdem wir die beiden Mädels am Kanal abgesetzt hatten, von wo sie mit dem Taxi zurück zum Hafen kutschiert wurden, war es bereits 12 Uhr als es für uns überhaupt erst losging. Im Kanal zwischen Seymour und dem südlich davon gelegenen Inselchen Maynor machen wir einen kurzen Check-Dive. Zunächst sollte getestet werden, ob man genügend Bleigewichte am Gurt hat (ich z.B. 10 Kilo), um auf 5 bis 8 Meter abtauchen zu können. Teil des Check-Dives war es auch, die Taucherbrille zu fluten und wieder auszublasen und Regulator rauszunehmen, loszulassen und wieder einsetzen. Beides hatte ich Ewigkeiten nicht mehr gemacht und deshalb etwas Bammel. Umso überraschter und auch erleichtert war ich, als alles total easy ging. Ich habe später mal überlegt, wann eigentlich tatsächlich mein letzter Tauchgang war. Bei der Anmeldung hatte ich gesagt vor 4 - 5 Jahren, aber vermutlich war das 2001 oder 2002 also vor ziemlich genau 10 Jahren. Unser erster Tauchgang war super super toll! Ich bin abgetaucht und habe gleich eine Robbe gesehen und nur ein paar Minuten später hat sich uns der erste Hammerhai präsentiert.    

Schon da waren wir super happy und meinten „Wow, haben wir ein Glück!“. Im weiteren Verlauf des Tauchgangs sind gleich drei Hammerhaie gleichzeitig um uns herum geschwommen. Auch etliche Weißspitzenriffhaie konnten wir beobachten. Es waren aber nicht nur die großen Fische, die diesem Tauchgang interessant machten. Es gab auch drum herum jede Menge kleine und mittelgroße bunte Fische zu bestaunen. Gleich zu Beginn sahen wir eine große Schule von über 20 gepunkteten Rochen wie so an uns vorbei und um uns herum geschwebt sind. Das war sehr beeindruckend, denn es sieht eher nach Flug als nach Schwimmen aus. Von diesen hübschen Tierchen waren immer wieder um uns herum: Einzelne oder auch zwei drei zusammen. Wir sahen auch die „normalen“ Rochen, die mit ihrer braun grauen Färbung, dem Boden entlang schwimmen und sich bei Gefahr einzubuddeln und eine kleine Moräne. Besonders gut gefallen haben uns die Seesterne: es waren zum Einen die sehr schlanken, leuchtend blauen und zum Anderen die größeren, dickeren, schwarzen mit roten leuchtenden Punkten.


Es war beeindruckend wie cool und ruhig auch Meike als relative Tauchanfängerin ihre Bahnen zog und absolute Ruhe ausgestrahlte. Die Luft reichte uns bei einer maximalen Tauchtiefe von angeblich 22 Metern für eine ganze Stunde. „Angeblich“ deswegen, weil nur der Guide einen Tauchcomputer hatte. Am Schluss war uns allem ein bisschen kalt, so dass wir allmählich wieder aufgestiegen sind. Als Snack gibt es ein paar Cracker und Kekse und für die ganze Mannschaft genau einen Liter Saft. Und dann wechseln wir auch schon zum nächsten Tauchspot. Es war noch keine Stunde um als wir um Seymour herum und zu ihrem Nordpunkt gefahren sind, um dort den zweiten Tauchgang zu absolvieren. Angeblich sollte es dort mehr Strömung haben, aber tatsächlich war beim ersten Tauchgang die Strömung stärker. Auch hatten wir beim ersten Tauchgang vergleichsweise angenehme Wassertemperatur, welche beim zweiten sehr stark wechselte; warme Stellen wechselten sehr schnell mit kalten und standen in starkem Kontrast zueinander.  



Auch bei diesem zweiten Tauchgang sahen wir Hammerhai und einige Weißspitzenriffhaie, wieder eine kleine Moräne, eine Schule Barakudas und viele viele kleine, bunte Fische. Besonders gut gefielen mir die mittelgroßen schwarzen Fischlein mit dem gelben Schwanz und dem weißen senkrechten Strich. Just zu dem Zeitpunkt als wir von Bord sind, wurden wir Zeugen eines Ereignisses der besonderen Art: von der Transportfähre, die über den Kanal fährt, rutschte ein kleiner Laster herunter, fiel ins Wasser und versank. Das sah aus wie Spielzeug, war aber echt. Zunächst waren wir sehr erschrocken, weil man nicht wusste, ob noch jemand im Fahrerhaus saß. Sofort sind einige Beiboote hingefahren, um zu helfen, aber der LKW ist abgesoffen wie ein Stein.


Kurz nach 16 Uhr luden wir die vielen Druckluftflaschen und das ganze Material auf ein Pick-Up-Taxi und fuhren zurück nach Porto Ayora, wo wir um 16:45 Uhr am Restaurant Chocolate an der Pelikanbucht raus geworfen wurden. Ich dachte, der Guide setzt sich zu uns, denn er hatte sich nicht einmal verabschiedet, aber nö, er war einfach weg. Während wir auf den leckeren Thunfisch mit Reis und Pommes warteten, hatten wir Gelegenheit dem Spektakel auf der gegenüberliegenden Straßenseite zuzusehen. Dort wurden im Freien auf einem gefliesten, überdachten Tisch einige große Thunfische ausgenommen und die Innereinen an eine gefräßige Robbe verfüttert, während Pelikane – in der zweiten Reihe sitzend – hofften, ebenfalls etwas vom Festtagsschmaus abzubekommen.


Auf dem Rückweg sind wir nach Postkarten und Shirts gucken noch bei zwei drei Dive-Centern vorbei gegangen, um zu klären, wo sie morgen hinfahren. Denn natürlich stellt sich die Frage ist, ob ich mit dieser chaotischen, unzuverlässigen Company von heute, morgen nochmal fahren will. Nachdem wir uns beim Dive-Center etwas beschwert hatten und nochmal genau besprochen wie das morgen zeitlich abläuft, bekamen wir für den heutigen Tag 20 Dollar erstattet und für den morgigen ebenfalls 20 Dollar weniger als vereinbart, was aber lediglich dem Marktpreis von 140 entspricht. Mir wurde zugesichert dass ich 11 Uhr 30 spätestens um 12 Uhr wieder da bin und selbst wenn eine Gruppe bereits auf dem Schiff sein sollte, kann ich mich für einen Dollar mit dem Wassertaxi zum ankernden Schiff fahren lassen. Da nachmittags sowieso erst noch ein Landausflug geplant ist und erst nachts abgelegt wird, bin ich einigermaßen auf der sicheren Seite.

Gegen 19 Uhr sind wir wieder in Hostel, wo ich meinen Rucksack für die Schiffstour packe bzw. kräftig auspacke. Bergstiefel, Daunenjacke und vieles mehr lasse ich im Hostel, so dass der Rucksack mehr als halb leer ist. Anschließend genieße ich die große Hoteldusche mit üppigem Wasserdruck, wer weiß, wie diese beiden Faktoren an Bord darstellen. Bevor wir Essen gehen, kaufe ich noch einen Sixpack als Proviant für die Tour.
 

Als wir um 5 Uhr aufstanden, hatte ich – wie auch schon nachts um 3 Uhr –Durchfall. Gestern Nachmittag gab es eine Limonade mit Eiswürfel, wahrscheinlich war diese Schuld und irgendwo waren noch ein paar Salatblätter im Spiel… auf so etwas muss man hier wohl verzichten. Ich bin 5:20 Uhr los und war schnell am Boot. Trotzdem bin ich etwas spät, alle anderen waren schon da. Es ging direkt los und hinaus auf das böige Meer. Sich hinlegen und einfach von den Wellen schütteln lassen ist noch das Beste. Für die knappe Stunde, die wir zum Rock Gordon fahren, mach ich nochmal die Äuglein zu. Wir sind zu fünft: zwei Neuseeländerinnen, ein deutsches Pärchen und ich plus zwei Dive-Guides. Die See ist sehr bewegt, so dass wir die Tauchausrüstung im Wellenschatten der Insel anlegen und nur zum ins Wasser fallen lassen in den alten Krater rein fahren.



Kurz nach 7 Uhr starten wir also den ersten Tauchgang an dem großen der drei Felsklötze von Rock Gordon. Maximale Tauchtiefe waren 30 Meter, die Dauer grob 47 Minuten, wobei drei der vier anderen Probleme mit dem Abtauchen hatten oder ihnen war schlecht. Jedenfalls hing ich zusammen mit den beiden anderen Deutschen zwischen 5 und 10 Meter Tiefe, wo wir mindestens 5 Minuten auf die anderen warteten. Gleich zu Anfang kam eine Robbe vorbei – das war sehr putzig. Auch eine Schildkröte konnten wir während des Wartens beobachten. Im Laufe des Tauchgangs sahen wir viele Hammerhaie. Einmal sogar eine ganze Schule – bei 25 Tieren habe ich aufgehört zu zählen; das war eine wirklich schöne Sache.

Hai-Video


Schwimmende Schildkröten sind auch was ganz Besonderes, wie sie typischerweise zwischen 5 und 10 Meter Tiefe durchs Wasser schweben. Eine kam genau auf meiner Höhe auf mich zu bis sie schließlich einen Abstand von weniger als eineinhalb Meter hatte. Ich konnte sie super hübsch beobachten, bevor sie an mir vorbei zog und abtauchte. Kurz vor dem Auftauchen konnten wir einer Robbe beim Jagen zuschauen: zuerst hielt sie sich mit einer Flosse am Fels fest, verweilte etwas und beobachtete die Situation, bevor sie sich einen Fisch schnappte.

Schildkröten-Video

Zwischen den Tauchgängen gab es Brot, welches man sich zum Sandwich machen konnte. Dazu gab es Rohkost aus Tomaten, Gurken, Paprika und Karotten. Ich traute mich sogar wieder etwas zu essen und machte mir ein Philadelphia-Brot. Schon bald rüsteten wir uns für den zweiten Tauchgang, bei dem der Deutsche mein Buddy war. Denn seine Freundin ebenso wie eine der Neuseeländerinnen, wollte nicht mehr ins Wasser, weil es ihnen aufgrund des Seegangs nicht gut ging.


Der erste Tauchgang war ein ständiges hin und her schwimmen im unterseeischen Krater, der etwas Schutz vor der sehr bewegten See bot. Beim zweiten Tauchgang – außerhalb des Kraters im offenen Wasser – war die Oberfläche sehr wellig und dadurch die Sicht leider stark eingeschränkt. Das milchige Wasser ließ die Tiere grau und unscharf erscheinen. Trotzdem war es wieder sehr beeindruckend, was wir alles zu sehen bekamen: 4 - 5 Weißspitzenriffhaie und ein paar Rochen, einer davon war eines dieser hübschen gepunkteten Exemplare. Etwas später fanden wir uns mitten in einem Schwarm dieser Rochen wieder – faszinierend.


Zweimal zeigte uns der Guide Oskar einen Hammerhai an, die wir aber nicht entdecken konnten, dann sahen wir aber eine Gruppe von mindestens 15 Tieren, auch eine Robbe kam vorbei und ein paar Schildkröten sind vereinzelt um uns herum geschwebt. An einem einzelnen Felsenberg mitten im Wasser schwamm eine Schildkröte herum und eine zweite saß im Strömungsschatten, so dass wir sie in aller Ruhe beobachten konnten. Auch der zweite Tauchgang hatte eine Tiefe von 30 Metern und war ca. 44 Minuten lang.

Entgegen aller Befürchtungen sind wir tatsächlich kurz vor 11 Uhr wieder an der Tauchschule. Dort wasche ich mir das Salz von der Haut und zieh mich um. 11:45 Uhr geh ich wie verabredet an der Agentur vorbei, aber dort ist alles dicht, also geh ich um 12 Uhr einfach an den Pier.

P.S. Vergessen zu erwähnen habe ich die Galapagos Eagles .Diese schlangenartigen Fische, die aus dem Sandboden gucken, verschwinden wenn man drüber schwimmt und erst wieder raus kommen, wenn man weg ist. Ihr spanischer Name ist „Gardia Kardinal de Galapagos“.