Samstag, 23. Juni 2012

Flexibel bis zum Schluss – Guayaquil


(Fr. 25.5.) Um 9 Uhr bin ich mit Meike zu einem gemütlichen Frühstück verabredet. Danach konnten wir bereits das Doppelzimmer beziehen, welches wir am Abend reserviert hatten. Das 4er-Dorm hatte umgerechnet nur 11 Euro gekostet; das Doppelzimmer 19 Euro pro Nase. Aber irgendwie ist es mir jetzt egal, denn das Zimmer ist schön und ich habe keinen Bock auf den letzten Metern meiner Reise einen auf „Sparhans“ zu machen. Außerdem ist das Zimmer genau neben dem Dorm, so dass ich mit 3-4x rüber laufen alle meine Sachen umgezogen habe und nicht den kompletten Rucksack packen muss. Gegen 10:30 Uhr sind wir in die Stadt los getingelt, haben aber leider bald feststellen müssen, dass Feiertag ist. Die – sowohl in meinem Reiseführer als auch im Hostel – empfohlene Reiseagentur Galasam, hatte geschlossen, ebenso wie drei weitere Reisebüros. In einem, das zufällig offen hat, können sie uns leider auch nicht helfen, weil sie bei den Schiffseignern keinen erreichen. Wir sollen doch morgen noch mal kommen. So gegen 13 Uhr haben wir es gut sein lassen mit dem hin und her flitzen und Büros suchen. Ausgehend von einer großen Plaza mit Fahne und Statue und sind wir in den kulturellen Teil eingeschwenkt und haben uns erst die San Francisco Kirche und anschließend die Kathedrale angeschaut.
 

Den ersten galapagos-typischen Tieren begegneten wir im Leguan Park. Die Färbung dieser bis zu etwa einem Meter langen Urzeit-Echsen reicht von quietsch grün bis dunkel braun. Ohne den Film gesehen zu haben, kam ich mir an Jurassic Park erinnert vor. Danach hatte ich von den Flip Flops platte Füße und wollte nur noch zum Hostel. Dort mailte ich ganz eifrig mit einer Mitarbeiterin von Galasam in Quito, die sich trotz Feiertag auf meine Anfrage hin gemeldet und zwei Schiffe anbot: Queen Beatrix und Estrella del Mar beide so um die 1900 US-Dollar für acht Tage. Klingt erstmal viel, aber der „normale“ Bruttopreis dieser absoluten Luxusliner liegt bei 4300 US-Dollar. Als Entscheidungsgrundlage, wie viel ich mich den Trip auf die Galapagos Inseln maximal kosten lasse, mache ich einen kompletten Kassensturz für die gesamte bisherige Reise. Ich kam sage und schreibe auf deutlich unter 6000 Euro – viel weniger als erwartet. Dies bestärkt meine Tendenz mir den Aufenthalt auf der schicken Yacht zu gönne.
 
Gegen 17:30 Uhr starten Meike und ich einen gemütlichen Spaziergang der Flusspromenade entlang Richtung dem pitoresken Hügel mit den kleinen, bunten, schön hergerichteten Häuschen. Etwa 400 Treppen führen durch schmale Gässchen zum höchsten Punkt. Von abendlicher Kühle ist nichts zu spüren, im Gegenteil die Schwüle treibt unsere Schweißporen zur Höchstleistung an.
 

 
Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt oben, um den herrlich farbintensiven, fast kitschigen Sonnenuntergang zu beobachten. Den Abstieg machen wir aus sicherheits-technischen Gründen über den touristischen Haupttrampelpfad. Vorteil hier ist außerdem die gastronomische Infrastruktur. An jeder Haustür wird etwas verkauft oder gebrutzelt. Nach einem Maiskolben mit Käse und einem Bier dazu spazieren wir allmählich wieder zurück Richtung Hostel, welches wir 20:30 Uhr erreichen. Den restlichen Abend verbringe ich mit der Formulierung einer ausgiebigen Fragemail an Tanja von Galasam bzgl. der Schiffstour: Ob die Spritpauschale im genannten Preis enthalten ist? Welches der beiden Queen-Schiffe es ist? Ob die Tour am Sonntag oder doch erst am Montag startet, denn im Internet hatte ich zwei verschiedene Zeitpläne gefunden?

Anschließend schreibe ich noch eine lange Mail an Favian – alles auf Spanisch, versteht sich, so dass durchaus etwas länger beschäftigt bin. Als Gutenacht-Lektüre hab ich mir im Reiseführer den Teil über Guayaquil zu Gemüte geführt, um zu schauen, ob wir hier noch etwas anschauen „müssen“. Weil ich die Stadt ursprünglich nur als Durchgangsort für die Galapagosinseln nutzen wollte, hatte ich bisher keine einzige Zeile darüber gelesen. Es konnte ja keiner ahnen, dass wir uns hier zweieinhalb Tage aufhalten würden?   

(Sa. 26.5.) Als um 8 Uhr der Wecker klingelte, lag ich noch wie ein Stein im Bett. Aber wir wollten um 9 Uhr vor dem Büro von Galasam stehen, um den Luxusliner für knapp 2000 US-Dollar klarzumachen – so die Idee. 1. Hindernis: Wir stellten fest, dass es heute – weil Samstag ist – im Hostel erst ab 9 Uhr Frühstück gibt. Also zogen wir ohne Frühstück los. 2. Hindernis: Galasam öffnet erst um 10 Uhr. Also sind wir erst einmal in Richtung des Ecuadorian Office losgelaufen und dort im Cafe am Eck zum Frühstücken eingekehrt, weil auch dieses Büro noch geschlossen hat. 3. Hindernis: diese Reiseagentur macht heute doch nicht auf oder erst viel später. Ich höre mal lieber auf mit dem Durchnummerieren der Hindernisse, weil es ja eigentlich bereits am Vortag damit losging und es insgesamt eine ziemlich frustige Angelegenheit war.

Wir kommen also nur in zwei der vier örtlichen Reisebüros. Der eine, den wir „zu fassen kriegen“, kann uns nur für Anfang Juni eine Tour anbieten. Aber man gibt uns dort noch Auskunft über Flüge und günstige Flugpreise von Aero Gul, die bereits nachmittags leider nicht mehr verfügbar sind sollten. In das vierte Reisebüro kommen wir zwar rein, aber der Mitarbeiter winkt gleich zu Anfang ab, dass er heute – Samstag – nichts ausrichten könne, weil die Operator oder Bootsbesitzer erst wieder am Montag erreichbar sind. Also sind wir bereits um 10:30 Uhr mit unserem Latein(amerikanisch) am Ende und gehen zurück ins Hostel. Dort versuchen wir die Sache online oder telefonisch mit Galasam in Quito klar zu machen. Das ist ja ohnehin das Boot, das wir gerne buchen wollen, wobei wir irgendwie schon ahnen, dass es diese Option inzwischen nicht mehr gibt. Mit einer Bitte um Rückruf, maile ich die Telefonnummer des Hostels an die Reiseagentur und setze mich in die Nähe des Telefons. Es dauert tatsächlich keine 5 Minuten bis ich das schnurlose Telefon überreicht bekomme. Leider ist es schwierig im Hostel ein ruhiges Plätzchen zu finden, denn vorne auf dem Balkon lärmt die Straße, im Haus ist Musik und im Innenhof rattern die Klimaanlagen. Außerdem ist es keine gute Verbindung und der Kollege damit super schlecht verständlich. Trotzdem ist schnell klar, dass es die Option mit der „Queen“ leider nicht mehr gibt und die „Estrella del Mar“ erst am Montag abgelegt, also auch keine Option mehr für uns oder zumindest nicht für mich ist.

Nach so vielen Rückschlägen sind wir einfach nur enttäuscht und überlegen, was wir jetzt machen. Nach etwas Hin und Her und entschließen wir uns nochmal zu Galasam zu gehen, wo sie uns die guten Flugpreise gegeben hatten. Idee war, weil wir hier vom Festland nicht an die Operator herankommen, nur den Flug zu buchen und auf eigene Faust rüber zu fliegen, um vor Ort zu versuchen noch auf ein Schiff zu kommen. Die Chancen sind natürlich super gering, dass wir Sonntag früh landen und dann gemäß „Kam, sah und siegte!“ sagen oder fragen „Habt ihr noch eine Koje frei? Hier ist unser Geld! Wir würden gerne mitfahren!“. Wahrscheinlich läuft es auch auf den Inseln über Büros und man kommt nur auf ein Schiff wenn man reserviert hat und nicht, indem man einfach nur zur Mole spaziert. Als wir an das Büro kommen, welches bis um 12:30 Uhr geöffnet sein sollte, war dieses bereits zu bzw. wir trafen nur noch den Sicherheitsmenschen, der sagte: „Die Kollegin musste heute früher weg“. Also Pech auf der ganzen Linie! Aber wir geben uns nicht geschlagen, sondern gehen zum Officina der Fluggesellschaft Aero Gul, um den uns avisierten Flug dort direkt zu buchen. Das Büro sollte eigentlich bis 13 Uhr aufhaben; wir kommen um 12:30 Uhr dort an und sehen gerade noch wie das Rolltor herunter gelassen wird. Kann man wirklich so viel Pech haben? Die einzige Chance, die wir jetzt noch haben, ist, direkt zum Flughafen zu fahren und versuchen dort Flugtickets zu buchen. Die Schalter dort werden ja wohl den ganzen Tag geöffnet sein, so dass erst einmal keine Eile geboten ist. Also gehen wir in ein Chifa-Restaurant um dort Hühnchenfleisch mit Reis und Gemüse mit Nudeln und zu essen. Danach setzen wir uns ins Taxi und lassen uns zum Flughafen fahren.

Wie sollte es anders sein? Als wir bei den drei Fluggesellschaften die Preise checken, stellt sich heraus, dass bei Aero Gul nicht nur der günstige Preis weg ist, sondern es für morgen überhaupt kein Flugticket mehr gibt zu keinem Preis, weder im Vormittags- noch im Abendflieger. Die ganze Reiseorganisation scheint unter keinem besonders guten Stern zu stehen und ist ziemlich frustrierend, jedenfalls fordert sie volle Flexibilität. Aber bevor wir uns noch mehr Optionen durch die Lappen gehen lassen, buchen wir bei TAME für morgen zwei Flugtickets. Anschließend gönnen wir uns erst einmal ein Eis und fahren dann wieder zurück in die Stadt. Meike hat schon am Flughafen Geld gezogen, um morgen – falls wir tatsächlich eine Schiffstour finden sollten – zumindest einen Teil bar zahlen zu können. Ich versuche es so lange an diversen Automaten, wo ich wohl am meisten Bargeld bekomme, weil einige 400 andere 600 US-Dollar anzeigen, bis ich schließlich gar nichts mehr bekomme. Zurück in der Innenstadt muss ich mir dann mit meiner gebührenpflichtigen Karte Bargeld besorgen.
 
Als wir 16.30 Uhr wieder im Hostel sind, bin ich ziemlich erschossen und lege mich für einen Mittagsschlaf hin. Nachdem ich endlich mal wieder etwas Blog geschrieben hatte, wollten wir eigentlich nochmal raus, um was essen zu gehen. Dann sind wir aber doch im Hostel hängengeblieben und haben zwei Mochitos dazu getrunken. Beim anschließenden Hochladen meines Blogeintrages war ich bereits ziemlich müde und musste mich nochmal richtig zusammenreißen.
 


(So. 27.5.) Heute sind wir um 7 Uhr aufgestanden und um 7:50 Uhr mit dem Taxi zum Flughafen gefahren. Dort mussten wir erst 10 US-Dollar Gemeindesteuer bezahlen, dann wurde das Gepäck überprüft und zum Schutz der Einzigartigkeit der Fauna auf den Galapagos Inseln mehr oder minder gut versiegelt. Nach dem Einchecken war es bereits 8:15 Uhr, so dass wir nur eine halbe Stunde zum Frühstücken hatten und um weiteres Bargeld abzuheben. 10:15 Uhr geht unser Flieger, der uns nach 2 Stunden Flugzeit auf Baltras absetzt. Dort ist als aller erstes die Nationalparkgebühr von 100 US-Dollar zu berappen. An der Information trafen wir auf einen sehr netten jungen Mitarbeiter, der uns Hoffnung machte, dass auch noch Sonntagnachmittag und -abend Boote ablegen würden. Wir sollten einfach mal zum Hafen fahren und die Agenturen abklappern.

Frohen Mutes fuhren wir also Richtung Puerto Ayora – dem Hauptort der Inselgruppe – zuerst mit der Fähre über den Kanal und dann per Bus einmal quer über die Insel und durch das nebelige Hochland. In Puerto Ayora steuerten wir zuerst das Hostel „Los Amigos“ an, welches es aber offenbar nicht mehr gibt. Wir stellten dann im Hotel Espania unser Gepäck ab, um direkt los zu ziehen und die Agenturen abzuklappern. Die erste Agentur bzw. deren Mitarbeiter war so chaotisch, dass wir irgendwann recht gefrustet raus sind. In der zweiten Agentur hat man uns dann sehr gut weitergeholfen, auch wenn sich einige der zunächst aufgezeigten Optionen später doch wieder zerschlagen sollten. Erst schlug uns der Mitarbeiter eine tolle Tour über die südlichen Inseln vor und meinte er könne meinen Flug tauschen und ich von St. Chistobal, wo die Tour endet, zurück fliegen. Ich fordere: „Zuerst Flug tauschen, dann buche ich die Tour.“ Erst beim Telefonat mit meiner Airline stellte sich heraus, dass diese sonntags gerade nicht von St. Christoph fliegt, so dass zumindest ich diese Option wieder verwerfen muss. Aber Meike bucht letztendlich genau diese Tour.

Ich tu mir dann schwer, mich zu entscheiden zwischen der 5-tägigen Tour bei dem Chaos-Fritzen und der 4-Tagestour auf der „Flamingo“, welche von der gut organisierten Agentur – bei der ich ein besseres Gefühl habe – angeboten wird. Ausschlaggebend für die „Flamingo“ war letztendlich die interessantere Reiseroute; die beispielsweise über St. Bartholomä und zwei weitere Orte über die ich gelesen hatte, führen sollte. Als der Agenturmitarbeiter die Tour telefonisch beim Operator bestätigen will, gibt ihm dieser nochmal eine ganz andere Route bekannt: es geht nach Norden über St. Christoph usw., so dass ich ein letztes Mal volle Flexibilität zweigen muss. Schließlich entschied ich mich doch für die 4 tägige Flamingo-Tour, die entsprechend dem niedrigen Standard dieses Schiffs für nur 550 US-Dollar zu haben war.      
 
Die nächste Geschichte ist, dass wir uns bei der nächstbesten Tauchschule für Tauchausflüge interessierten. Am Montag – der einzige noch unverplante Tag also für mich ideal passend – ginge eine tolle Tour nach Rock Gordon, wo es viele Hammerhaie gibt. Nach einem leckeren Eis erkundigen wir uns bei der Tauchschule Albatros ebenfalls nach den Dives. Es wird uns so geschildert, dass Meike zuerst einen einfachen Tauchgang macht und wenn der dann gut klappt, könnte sie auch an Rock Gordon – ein anspruchsvoller Tauchspot – tauchen gehen. Wir sagen „Oh toll, das machen wir!“ spazieren aber erst mal zur Darwin Station – eine Schildkrötenaufzuchtstation. Als wir wieder an der Tauchschule sind zurück sind, ist diese Tauchtour leider ausgebucht und ich entsprechend enttäuscht, weil ich dachte, dass sich damit das Thema Tauchen für mich komplett erledigt hätte.
 


Ziemlich geknickt gehen wir beim Albatros Diving Center raus und in die nächste Tür rein. Dort geht es morgen nach Seymour und am Dienstag nach Rock Gordon und die amerikanische Mitarbeiterin ist zum Glück so clever, dass sie auskaspert, dass ich um 11:30 Uhr wieder zurück bin. Ich sage zu unter der Voraussetzung, dass ich kein Problem habe, den Start meiner Schiffstour um 12 Uhr pünktlich zu erreichen. Um 19 Uhr gehen wir zum Hotel Espania, wo sie tatsächlich noch ein günstiges Zimmer für uns haben und wir uns glücklicherweise weitere Sucherei ersparen können. Wir flitzen beide schnell durch die Dusche, gehen vorne am Eck lecker Essen und verquatschen uns ganz gut. Gegen 22 Uhr sind wir ziemlich platt und gehen auf dem Rückweg zum Hotel an der Mole vorbei. Das Meer ist mit Unterwasserscheinwerfern ganz nett beleuchtet und wir können kleine Fischschwärme und eine Robbe bei ihrem putzigen Spiel beobachten. Im Zimmer packen wir die Sachen für die nächsten Tage und ich versuche noch etwas Speicherplatz frei zu schaufeln.