Wer den Blog zwecks touristischer Highlights liest, kann sich diesen Beitrag hier „sparen“. Hier geht es mehr drum, was das Reisen sonst noch so mit sich bringt: Viel Organisation und manchmal eben auch Wartezeiten.
(Fr. 11.5.) Tag 1 des Wartens: Gegen 6:30 Uhr bin ich in morgens in Huaraz aus dem Busbahnhof getreten und wurde – wie vermutet – leider nicht von Mono abgeholt. Auf der Suche nach einem Internetcafé spaziere ich zur Plaza de Armas, die ich den Jungs als Treffpunkt genannt hatte. Aber leider hat um diese Uhrzeit alles noch zu. Fündig werde ich in einem Hostal, in dem ich auch meinen großen Rucksack deponieren kann. Nachdem ich an einem Straßenstand noch einen Chinoa-Frühstückstrunk zu mir genommen hatte, sitze ich ab 8 Uhr auf dem zentralen Platz in der Sonne und lese Reiseführer.
Von der Plaza habe ich erstmals einen freien Blick in Richtung der Berge. Zuvor war ich nur zwischen den engstehenden Häusern umhergelaufen. Der erste Blick auf die Kordillera Blanca war einfach nur wow und beeindruckend. Ich war einfach nur hin und weg, was dort hinten an Eisriesen aufragt und dachte mir „hier bin ich richtig!“. Da man außer Lesen auf der Plaza wirklich nichts machen kann (das Netbook will ich hier nicht auspacken) und es außerdem sehr sonnig ist, wechsle ich um 12 Uhr in das Café Andino. Hier sitzt man im 3. Stock sehr schön im Freien und blickt von einer überdachten Terrasse direkt auf die Berge. Es gibt ein gutes WiFi-Netz, Stromanschluss, super leckeren Kaffee, der Pancake ist so riesig, dass er zwei satt machen würde. Hier halte ich es eine Weile aus!
Aber nicht nur das Café Andino gefällt mir in Huaraz super gut und auch das Hostel. Ich bin in einem großes Vierbettzimmer untergebracht, also keine Stockbetten, mit gutem Bad im Zimmer, alles ist nett dekoriert, viele hübsche Bilder an der Wänden, es gibt WiFi, eine Terrasse, man kann frühstücken und der Preis von 20 Sol ist auch sehr ok. Ein echter Glücksgriff. Außerdem ist just in diesem Stadtteil heute ein Fest und schon den ganzen Tag über sind Tanzgruppen mit je etwa 20 Leuten samt Trommel- und Flöten-Kapelle durch den Ort gelaufen. Abends habe ich mir das genauer angeschaut. Die Tänzer tragen Rasseln aus Nüssen um die Unterschenkel mit denen sie durch ihre Tanzschritte rhythmisch rascheln. Gekleidet sind sie in ganz edle Gewänder, zwei gekreuzte Scherpen, auf dem Kopf eine Krone mit sehr hohem und üppigen Federschmuck, eine Maske vor dem Gesicht, in den Händen Tücher und vom Hinterkopf hängen bunte Bänder. Alles super schön!, die Trommeln geben den Rhythmus zum Flötenchor und es werden von den Tänzern immer wieder Rufe von Pfiffe ausgestoßen.
Drum herum jede Menge Zuschauer und unzählige Essens- und Getränkestände. Wie auch schon in den Vortagen und Vorwochen frage ich meistens wie die Speisen und Getränke heißen, die ich zu mir nehme. In der Regel kann ich es maximal einmal nachsprechen, aber spätestens bis ich im Hostel bin, habe ich es wieder vergessen. Das eine war ein Heißgetränk, welches ich schon in Cusco getrunken hatte. Es wird aus überbrühten Kräutern hergestellt und verschiedene Sirups hinzugefügt, welche dann die entsprechende geschmackliche Färbung verleihen. Heute habe ich eine Art Spanferkel im Brötchen gegessen, Super lecker!! Es wird mit einer super scharfen Sauce serviert, auf welche ich beim zweiten Brötchen verzichtete. Zur Neutralisierung dieses super scharfen Ferkelbrötchens, habe ich noch ein anderes Getränk probiert, es heißt „Pincha“ oder so ähnlich. Es ist eine Mischung aus Kondensmilch, Zimt und Kokos, war sehr lecker und neutralisiert die Schärfe. Zum Nachtisch aß ich eingelegte, zuckersüße Früchte, die mir beinahe den Magen verklebten.
Mareike und Björn schreiben mir, dass sie in Huaraz sind, genauer gesagt im Café Andino, also mache ich mich um 11:30 Uhr auch auf dem Weg dorthin. Wir quatschen ausgiebig, was wir seit unserer letzten Begegnung jeweils so erlebt haben, dann lege ich mit Bloggen los. Die beiden hatten mir ein kostenloses Fotoprogramm gezeigt mit dem man Bilder sehr einfach kleiner skalieren kann. Seither komme ich beim Hochladen der Bilder viel schneller voran und das Bloggen macht endlich wieder richtig Spaß. Das Bloggen und Skypen war nur davon unterbrochen, dass ich mich quer durch die sehr ansprechende Speisekarte gefuttert habe. Erst gab es Mittagessen und nachmittags Café, beides draußen auf der Terrasse und später als es kühler wurde drinnen auf der Galerie einen warmen Tee. Nachdem ich wirklich den gesamten Tag im Café Andino verbracht hatte, wechselte ich 20 Uhr für die Essensverabredung mit Mareike und Björn in die Pizzeria El Horno. Bei lecker Pizza und zwei Gläschen Wein verbrachten wir einen netten Abend.
(So. 13.5.) Tag 3 des Wartens: Weil sich auch die Frühstückskarte des Café Andino sehr vielversprechend las, war ich heute gleich nach dem Ausschlafen dorthin aufgebrochen. Dort angekommen, hing allerdings ein Schild an der Tür, dass sie wegen Muttertag heute erst um 14 Uhr öffnen. Also gehe ich in die zweite Empfehlung meines Reiseführers – das Café California, welches fast genauso nett ist, wie das Andino. Zum Frühstück gab es dort selbst gebackenes Vollkornbrot und einen leckeren Milchkaffee. Da sitze ich und – wie könnte es anders sein - blogge bis sie um 14 Uhr schließen. Perfektes Timing um ins Café Andino zu wechseln, wo ich auf Meike treffe, die mit zwei anderen Deutschen am Tisch sitzt. Wir quatschen noch keine halbe Stunde, da kommen auch Mareike und Björn dazu. Ja, zugegeben, diese Location ist der absolute Gringo-Treff (d.h. Ausländer). Da sitzen, quatschen und essen wir bis ca. 17 Uhr.
Dann endlich kommt die seit Tagen erwartete Mail von Mono, dass sie wieder in Huaraz sind. Weil sie aber heute auf dem Vallunaraju waren, sind sie müde und wollen sich erst am nächsten Morgen um 11 Uhr auf der Plaza treffen. Ich dreh fast am Rad, jetzt warte ich volle drei Tage auf die Jungs und nun wollen sie mich einen weiteren halben Tag vertrösten… Ich bitte, dass wir uns zumindest für einen kurzen Plausch treffen. Mono kam tatsächlich vorbei und berichtet von ihren Plänen: Sie wollen morgen Pause machen und dann ins Paron Valley, um an der Sphinx die Route 85 zu klettern. Wir unterhalten uns kurz über die Route und deren Schwierigkeit bevor wir uns für den nächsten Tag um 11 Uhr verabreden.
Als Mono weg ist, habe ich ein schönes Thema, welches ich intensiv recherchieren kann. Ich fange auch an eine Mail aufzusetzen in der ich Mono beschreibe, dass ich es gut verstehen könnte, wenn sie mich bei diesem Projekt nicht mitnehmen wollen, dass ich aber happy wäre falls doch. Damit sie eine gute Entscheidungsgrundlage haben, lege ich offen, wie schwer ich klettere und dass ich 3 Monate nicht mehr geklettert war. Um 20 Uhr bin ich mit Björn & Mareike und Meike erneut im El Horno zum Abendessen verabredet. Ich bin zwar bereits gegen 22:30 Uhr im Hostel, aber bis ich die Email an Mono fertig und die Routenrecherche abgeschlossen habe (ich fand sehr gute Internetseiten sogar mit Topos, die den Routenverlauf illustrieren), ist es fast 2 Uhr als ich die Äuglein zu mache.
(Mo. 14.5.) Tag 4 in Huaraz: Nach gemütlichem Ausschlafen bis 9 Uhr und einer schönen heißen Dusche bin ich ins Café Andino, wo es endlich mal mit dem Frühstücken geklappt hat. Nachdem ich bisher recht wenig in dem seit drei Monaten mitgeschleiften 6000er-Buch gelesen hatte, holte ich dies nun in Vorbereitung auf das Treffen mit Mono und Favian nach. Mit Buch und kurz zuvor im Internetcafe ausgedrucktem Topo unterm Arm erscheine ich 11 Uhr vorfreudig auf der Plaza.
Favian lässt gleich zu Anfang raus, dass sie zu zweit klettern wollen, was ich so gut verstehen kann, dass ich es eigentlich schon erwartet hatte und deshalb auch nicht enttäuscht bin. Dann regte ich an, ob wir nicht erst zu dritt einen Nevado machen wollen und sie dann die Sphinx klettern. Aber sie hatten für ihren Urlaub eigentlich nur ein Ziel und zwar „die Sphinx zu klettern“ und sich zuvor entsprechend zu akklimatisieren. Nur deswegen waren sie zuerst auf einer Höhe von etwa 4000m eine Woche lang Sportklettern, haben dann im Rahmen der Akklimatisierung den Nevado Vallunaraju bestiegen und wollen nun die Sphinx klettern. Ein weiterer Nevado – so nennt man hier die hohen Schneeberge – wäre für sie erst danach eine Option, sozusagen als Add-On. Ich kann es gut nachvollziehen, dass sie erst einmal Richtung Sphinx wollen. Aber die Gipfel, die ich als Vorschläge für danach nenne (z.B. Toclaraju etc.) gefallen ihnen gut und wir planen wie lang wir dafür brauchen würden. Schließlich verabreden wir uns fix für den 17.5. abends in Caraz. Diese Variante ist für mich auch absolut ok, dann starte ich eben morgen mit der Agentur, in der Meike bereits gebucht hat, auf den Vallunaraju. Die Besteigung dieses 5.686m hohen Berges dauert nur 2 Tage – schon krass, wie schnell man hier wie hoch kommt – , danach habe ich noch einen Tag, um gemütlich zurück zu kommen, auszuspannen, Blog zu schreiben und zum Treffpunkt mit den Jungs loszuziehen.
Als wir alles ausgekaspert hatten, hockten wir uns noch gemütlich unter einen Sonnenschirm, um mit einem Bier auf unser gemeinsames Vorhaben anzustoßen. Es ist super super nett mit den beiden insbesondere mit Fabian – er ist ein super lockerer Typ. Wir haben viel Spaß, machen Scherze, es ist einfach nur lustig mit den zweien.
Gegen 14 Uhr gehen sie ihres Wege und ich meines, der mich ins Agenturbüro Galaxia führt. Dort erzähle ich meine Story, dass ich eigentlich gerne was alleine machen würde, mir dafür aber die Seilschaftspartner fehlen. Das können sie gut verstehen, aber der Preis, der Meike genannt wurde, ist der absolute Mindestpreis (450 xy€) an dem sich nichts mehr machen lässt. Weil wir zu viert sind (es sind noch zwei Amis dabei), geht auch nicht ein Bergführer plus Aspirant mit, sondern zwei Bergführer. Anschließend gehe ins Café Andino, wo ich gestärkt mit einem leckeren Sandwich den Nachmittag mit Mailen verbringe.
18 Uhr muss ich mich langsam mal sputen die Agentur zu bezahlen, sonst kegeln die mich womöglich wieder raus, weil sie meinen, ich komme doch nicht mit. Eigentlich wollte ich bevor ich mich zum Abendessen mit Mareike treffe, im Hostel vorbei und alles fertig packen, aber das wird alles zu knapp. Lieber erst einmal fix die Tour buchen, nicht dass da noch was schief geht und packen kann ich auch noch nach dem Essen. Wir gehen in die Creperie Patrick, welche versucht etwas französischen Charme zu versprühen. Die Crepes sind sehr lecker, wenn auch preislich – für peruanische Verhältnisse – etwas gehoben.
Zurück im Hostel packe den Tourenrucksack. Es ist gut, dass ich mal wieder den kompletten Rucksack auseinander pflücke, denn ich stelle fest, dass ich noch viele Riegel und Kekse aus Bolivien übrig habe. Schließlich habe ich noch Fotos gesichert und von den Speicherkarten runter geschmissen, um auf der Tour wieder Kapazität zum Fotografieren zu haben. Kurz vor 1 Uhr ist der Ofen aus.