Freitag, 8. Juni 2012

Lima – noch eine Großstadt

Den Vormittag habe ich mit Korrespondenz verbracht. Weil das Hotel keinen Internetzugang hat, kam ich endlich mal in den Genuss in einem typischen Internet-Café mich in eines der engen Abteile zu zwängen und auf einem klapprigen Drehstuhl Platz zu nehmen. Zum Check-Out um 12 Uhr bin ich wieder am Hotel und lagere meine Sachen ein. Dann breche ich zu meiner Stadtbesichtigungstour auf und sehe am nahegelegenen Regierungspalast das Ende des Wachwechsels. Kaum hatte ich mich in einem der nahegelegenen Restaurants zum Mittagessen niedergelassen, füllt sich dieses um halb eins schlagartig mit vielen Geschäftsleuten. Vollgefuttert schaue ich mir anschließend die Kathedrale an und die Gebäude rings um die Plaza – beispielsweise den erzbischöflichen Palast.

 
Ich geh in Richtung Fluss, der aktuell sehr hässlich dahinfließt. Man hat das Potenzial aber erkannt und die Umgestaltungsarbeiten hin zu einer grünen Lunge und Naherholungsgebiet mitten in der Stadt haben bereits begonnen. Weiter geht’s an der Post vorbei, die laut Reiseführer in einem gut erhaltenen Kolonialgebäude untergebracht sein soll. Ich würde es eher als in die Jahre gekommen bezeichnen. Als nächstes besichtigte ich den alten Bahnhof – ein schönes Gebäude in dem heute eine Bibliothek untergebracht ist. Im Franziskaner-Konvent verdienen zwei Sachen besondere Erwähnung: das sehr schöne Chorgestühl und die Katakomben, in der tonnenweise Gebeine herumliegen - man schätzt von etwa siebzig Tausend Menschen.  

 
Auf dem Weg zum Platz Bolivar mit dem großen Parlamentsgebäude schaue ich erneut im Internet-Café vorbei; leider wieder keine Nachricht von Mono. Auf dem Platz ist eine Art Jahrmarkt auf dem regionale Produkte ausgestellt und Handarbeiten vorgeführt werden. Ich verkoste ein Getränk welches 3 Tage fermentiert wurde, jedoch noch keinen Alkohol hat. Danach geht es noch zum Mercado Central, der aufgrund der fortgeschrittenen Zeit bereits dem Ende entgegen geht. Anschließend mache ich noch einen Schlenker durch die China Town und komme auf dem Weg Richtung Hotel noch am Gebäude der ecuadorianischen Zentralbank vorbei, in dem es eine schöne Keramikausstellung und eine historische Schalterhalle zu sehen/bewundern gibt.  

 
Ich komme noch an der Iglesia de San Pedro vorbei, die am besten erhaltene Kolonialkirche der Stadt und am Palacio Torre Tagle, dem angeblich schönsten Kolonialgebäude Limas. Es war schon nach 19 Uhr als ich wieder am Hotel bin. In meiner Mail an Mono und Favian hatte ich vorgeschlagen, noch heute den Nachtbus zu nehmen. Dafür müsste ich aber bis 20 Uhr Bescheid kriegen. Auf dem Weg zum Abendessen gehe ich also nochmal im Internet-Café vorbei – leider wieder keine Nachricht. Um nachts nicht alleine durch die Stadt laufen zu müssen, lasse ich mich unweit des Hotels auf der Außenterrasse des nächstbesten Restaurants ganz in der Nähe der hübsch beleuchteten Plaza nieder und bestelle zwei verschiedene Vorspeisen: Rinderherzen, welche geschmacklich wirklich gut waren und ich wollte der peruanischen Ceviche eine letzte Chance geben. Aber leider war sie mir – wie auch schon in San Pedro de Atacama – viel zu scharf. Die chilenische Zubereitungsart schmeckt mir vorzüglich, aber die peruanische ist für mich schlicht weg nicht essbar. Stadtbesichtigungen machen sehr müde und das Gläschen Rotwein tut sein Übriges dazu. Also gehe ich bald auf direktem Wege wieder ins Hotel und mache bald die Augen zu.

 
(Di. 10.4.) Fragen hilft! Obwohl ich ein Zimmer ohne Dusche hatte und die auf dem Gang nur kaltes Wasser hat, konnte ich warm duschen und Haare waschen indem ich an der Rezeption fragte und prompt in ein Zimmer durfte, dessen Gast bereits abgereist war. Da ich mich gestern auf dem Markt – wie immer – nicht hatten bremsen können Unmengen frische Früchte zu kaufen, war mein Frühstück gesichert. Ruckzuck war es halb zehn als ich los bin. Ich hab noch kurz im Internetcafé nach meinen Emails geschaut, ob endlich von Mono eine Nachricht da ist; leider negativ. Bevor ich zur Stadtbesichtigung Teil 2 aufbrach, bin ich ins Reisebüro, um mir „schnell“ ein Busticket nach Huaraz und ein Flugticket für die Weiterreise nach Ecuador zu besorgen. Denn wenn in weniger als 4 Wochen bereits mein Rückflug in die Heimat geht, ich aber nach dem Bergsteigen in Huaraz unbedingt noch eine Woche die Galapagos Inseln besuchen möchte, muss mein Reisetempo Richtung Norden deutlich beschleunigen. Um die Tickets in US-Dollar bezahlen zu können, musste ich erst im Hotel meine Kreditkarte holen und dann zum Geldautomat. Bis die Agentur wiederum passende Dollar als Wechselgeld hatte, sämtliche Tickets und Quittungen ausgestellt waren – die Angestellte war alles andere als schnell – war es Schlag 12 Uhr bis alles fertig ist. Erst hatte ich mich geärgert, dass der halben Tag dafür drauf ging. Ex-post muss ich sagen, dass der verbleibende halbe Tag für Städtetour und -besichtigung mehr als gereicht hat; ich war abends nämlich super platt.  


Per Taxi fuhr ich zum Museum del Oro, dem viel gepriesenen Goldmuseum. Von 13 bis 15 Uhr ziehe ich mir die Audioführung rein – alles auf Spanisch versteht sich. Für die tatsächlich 93 Stationen braucht man einiges an Ausdauer. Ich muss zugeben, dass ich mir vom fast legendären Museum etwas mehr versprochen hatte. Die Exponate an sich waren wirklich beeindruckend – keine Frage – aber die Präsentation war enttäuschend. Vor zwanzig Jahren mögen die Samtunterlagen in satten Farben das Gold vielleicht zum Leuchten gebracht haben, heute wirken sie – ausgebleicht und verstaubt wie sie sind – einfach nur lieblos und werden genau wie die unmoderne Beleuchtungstechnik den einmaligen historischen Fundstücken in keinster Weise gerecht.


Den Taxi-Transfer zu dem am Meer gelegenen Stadtteil Miraflores kann ich mir geschickterweise mit zwei Mexikanern teilen. Vom „Oval“ genannten Verkehrsknotenpunkt spaziere ich mit einem Softeis von Mc Donalds in der Hand die eine Straße hinunter zum Strand, um dort den Wellenreitern zuzuschauen. Es ist diesig und eher ungemütlich, nicht wirklich Strandwetter. Also laufe ich oben an der Kante der Steilküste entlang zur anderen Hauptstraße. Im dortigen Einkaufszentrum, das recht spektakulär von Paraglidern überflogen wird, pfeif ich mir noch etwas asiatisches Wok-Fastfood rein. Zurück bis zum Oval geh ich zu Fuß, allerdings gefällt mir das Stadtviertel nicht in dem Maße, wie es im Reiseführer oder von anderen Reisenden gelobt wird.     


Es ist schon halb 6 Uhr als ich für 13 Soles die Fahrt am Busterminal vorbei in Richtung Zentrum antrete. Die Preise variieren wirklich sehr stark. Später bezahle ich für nämlich für die Teilstrecke nur bis zum Busterminal 14 Soles und bis zum Goldmuseum hatte ich sogar 19 Soles bezahlt. Eine halbe Stunde später habe ich mich am Plaza de San Martin rauswerfen lassen. Ich bin in die Iglesia Jesus Maria y Jose, in die Iglesia San Marcelo, dann am Teatro Municipal vorbei, um noch einen kurzen Blick in zwei sehenswerte Kolonialgebäude zu werfen, das Casa de Riva Agüero und das Casa O’Higgins. In letzterem war zufällig eine super gute Fotoausstellung und auf dem Witerweg zum Hotel bin ich noch mal an einer anderen Fotoausstellung vorbei gekommen. Bei beiden zeigten wirklich tolle, großformatige Bilder, welche die Vielfältigkeit und einige Probleme Perus thematisierten, zum Beispiel dass es 76 Ethnien gibt und 70 davon im Amazonas Tiefland leben. Ca. halb 8 Uhr bin ich mit einer Tüte Chips im Hotel und futtere diese als Vorspeise zum Abendessen, welches auf der Reise nach Huaraz serviert wird. Der aufmerksame Leser bemerkt, dass mir „gesunde Ernährung“ mittlerweile komplett abhanden gekommen ist – zumindest in den Großstädten.