Freitag, 8. Juni 2012

Nasca-Linien aus der Vogelperspektive


(Mo. 7.4.) Den halben Tag verbrachte ich noch in Cusco. Zunächst habe ich schön ausgeschlafen, um dann noch mal ein anderes Frühstückslokal auszuprobieren. Eine sehr lohnende Entscheidung, denn es gab ein super leckeres Müsli bestehend aus verschiedenen Obstsorten, Andino-Cerealien, Jogurt und Honig - eine top Mischung. Der Cafe und das Brötchen mit Marmelade war wie immer nicht so der Renner, aber schon wegen des leckeren und frisch gepressten Saftes aus Papaya und Banane, sowie dem Müsli hat es sich gelohnt. Anschließend wollte ich „eben schnell ein paar Sachen einkaufen“ um dann noch ein bißchen im Hostel abzuhängen. Aber es wurde ein voller Shopping-Vormittag draus. Ich bin hoch in das Viertel um die Sankt Blas Kirche, wo ich Silberschmuck entdeckt hatte. Nach kurzem Verhandeln habe ich zugeschlagen und im Laden nebendran ein Paar handgefertigte Halbschuhe gekauft. Weiter unten Richtung Zentrum fand ich dann auch die bunten Schnürstiefel in der richtigen Größe und Farbe. Ratzfatz war es 13 Uhr und ich bin schnell zum Bus, der um 14 Uhr fährt und eigentlich soll man ja eine halbe Stunde früher da sein.

Cruz del Sur ist die absolute Luxusfirma unter den Busgesellschaften: die Abfertigung, Pass-, Personen- und Taschenkontrolle; im Bus wird einem dann ein Safty-Video fortgeführt. Das Ganze ähnelt eher einer Flug- als einer Busreise. Auch soll es im Bus WiFi geben – also kabelloses Internet; das klingt ja erst einmal super und hoch modern. Nachdem ich lange genug über Kultur in und um Lima gelesen hatte, habe ich es tatsächlich einmal ausprobierter bzw. um genau zu sein, erbärmlich oft versucht Internetverbindung zu bekommen. Nur ein einziges Mal kam ich tatsächlich rein und konnte sehen, dass die beiden wichtigen Mails, auf die ich wegen Treffen in Huaraz gewartet hatte, nicht da waren. Ich hatte eine interessante Nebensitzerin, die mit einem Filmemacher verheiratet ist. Sie hat einen Dokumentarfilm über Quechua gedreht u.a. über deren Mythologie, damit diese nicht verloren geht. Um den Film zu schneiden, fährt sie mit dem ganzen Filmmaterial im Gepäck nach Lima. Es ist super spannend mich mit ihr zu unterhalten. Die Spanisch Kenntnisse reichen mittlerweile für einigermaßen detaillierte Gespräche.


Schon gegen 20 Uhr hatte ich mich auf der Fahrt von Cusco nach Nasca zum Schlafen hingelegt, konnte aber nicht einschlafen. Es war zwar schon eine Weile dunkel draußen, aber die Straße viel zu kurvig und der Spielfilm – wie üblich – viel zu laut. Nach der Pause in Abancay gab es Essen. Die anschließende Schwere des vollen Bauches half dann beim einschlafen. Um 23 Uhr war ich aber wieder wach, weil ständig dieser blöde Geschwindigkeitspieper, der direkt über meinem Kopf angebracht war, Alarm schlug. Meine Beschwerde half nichts, Antwort war: das Ding sei falsch skaliert und man könne nichts machen. Ich setzte mich weiter nach hinten, wo der Alarm nicht mehr ganz so laut war. Bis ich mich neu installiert hatte, war es Mitternacht und bereits vor 4 Uhr erreichten wir Nasca. Am separaten, gut bewachten Cruz del Sur Terminal war überhaupt nichts los. Ich wurde gefragt, ob ich im Warteraum den Tagesanbruch abwarten will. Ich war die einzige, also rollte ich in dem Räumchen mit ein paar Stühlen meine Isomatte aus, legte den Schlafsack drauf und knipste sofort das Licht wieder aus, um nochmal knappe 3 Stunden Schlaf anzuhängen. Obwohl es eine recht zerrupfte Busnacht war, habe ich in Summe dann doch fast 11 Stunden geschlafen. Auch für die Morgentoilette alles da, was man braucht: WC, Spiegel für einen neuen Zopf und Waschbecken mit fließend Wasser.


(Di. 8.4.) Gegen halb acht deponierte ich mein Gepäck am Schalter und lass mich von den ersten Reiseagenten wegen Nasca-Flügen anquatschen. Ich ziehe es dann aber doch vor, mit einem Taxi zum Flughafen zu fahren und vor Ort nach Flügen zu schauen. Das erste Angebot inklusive Aquädukten gab es für 80 USD mit nur einer anderen Person. Bis ich mich an einen anderen Schalter erkundigt hatte, war der Platz in dem kleinen Flieger bereits besetzt. Ich wurde in einen anderen gebucht mit angeblich 3 anderen, letztendlich waren wir aber doch zu fünft. Es ging auch nicht so kurzfristig los wie versprochen. Um 10 Uhr saßen wir das erste Mal in der Maschine, bekamen aber keine Starterlaubnis. Wir mussten nochmal eine Stunde warten, was an sich nicht so schlimm ist, schade nur, dass die klare Morgenluft allmählich in nachmittäglichen Dunst überging. Um 11 Uhr starteten wir dann doch noch zu unserem halbstündigen Rundflug.


Nasca-Linien was ist das überhaupt? Es handelt sich hierbei um Geoglyphen oder gigantische Scharrbilder, die auf einer Fläche von etwa 500 km² in den Wüstensand geritzt sind, erst vor 70 Jahren von der Dresdnerin Maria Reiche entdeckt und erforscht wurden und sich am besten aus der Vogelperspektive erkennen lassen. Bis heute ist nicht ganz sicher, wann, wie und durch wen die Linien entstanden sind. Die Theorien sind vielfältig und reichen bis hin zu „Landebahnen für Außerirdische“. Wahrscheinlich ist, dass sie von der Nasca-Kultur zwischen 300 v.Chr. und 700 n.Chr. erstellt wurden. Dargestellt sind kilometerlange Linien, geometrische Figuren wie Dreiecke und Spiralen, sowie Abbildungen von Menschen, Tieren und Pflanzen. Seit 1994 gehören sie zum UNESCO Weltkulturerbe.


Wir flogen insgesamt acht dieser Figuren an, wobei der Flieger über jeder Figur zwei steile Spiralen flog – einmal rechts herum, einmal links herum – und zwar so steil, dass die Flügelspitze genau auf das Scharrbild zeigte. Zwei der vier Touri-Mägen opferten recht schnell das Frühstück. Bei mir war es erst überhaupt kein Problem, bei der aller letzten Figur überlegte es sich mein Magen dann auch noch, entschied sich aber zum Glück dagegen. Entsprechend war ich froh als der Copilot sagte: So das war’s, wir fliegen nun zurück zum Flugplatz. Besonders eindrücklich war der Wal, der gut zu erkennende Astronaut, der Affe mit seinem Spiralschwanz, der 135m lange Kolibri, die 42m große Spinne, der junge Vogel (rechts) und der Baum (links) in der Nähe der Straße, die einem im Vergleich mit dem geparkten Bus die enormen Dimensionen verdeutlichten.


Die Menschen dort sind wahre Multitalente bzw. sehr flexibel, wenn es darum geht, Geschäft zu machen. Von dem Guide, der mir eine Tour zum Friedhof angeboten hatte, lass ich mich taximäßig zurück in den Ort chauffieren. Während der gesamten Fahrt hat er mich belabert, ich solle doch mein Busticket tauschen und erst morgen weiterfahren, dann würde er mir mit einem lokalen Getränk in der Hand den wunderschönen Sonnenuntergang in der Wüste zeigen und anschließend könnten wir noch etwas Tanzen; man müsse eine solche Reise doch schließlich „genießen“. Alles klar!?! Ich wehrte diese Verbalattacke entschieden ab und kaufte mir wieder bei Cruz del Sur ein Busticket für die Fahrt nach Lima. Die Wahl der Gesellschaft wurde mir diesmal abgenommen, denn die anderen Busgesellschaften kommen von Süden und hängen bei Arequipa im Streik der Mienenarbeiter fest. Es ist mir nicht unrecht, denn Cruz del Sur ist zwar etwas teurer aber gut und sicher. Auf der anderen Straßenseite gehe ich bei einer der Garküchen noch schnell etwas zu Mittagessen: Reis mit Hühnchen und ein paar Spaghetti dazu. Doof nur dass es hinterher im Bus auch noch etwas zu essen gab.


Um halb 8 waren wir in Lima. Ich hatte das Pärchen neben mir gefragt, wo wir denn genau ankommen und was sie von den beiden von mir in die engere Wahl genommenen Hotels halten. Er sagte, um diese Zeit seien die Straßen dort nicht so sicher, also habe ich nochmal nach Alternativen geschaut und mich für ein Hostel ganz in der Nähe der Plaza entschieden. Glücklicherweise hatte er einen ähnlichen Weg, so dass ich mit ihm mit dem Metropolitan in die Nähe der Plaza de Armas fahren konnte und nur einen halben Block alleine gehen mußte. Um viertel vor neun war ich im Hostel. Das Zimmer mit Dusche für 40 Bol. (4€), das ich ursprünglich nehmen wollte, war so muffig, dass ich es vorgezogen habe das Zimmer mit kalter Etagendusche für 25 Bolivianos (2,50€) zu nehmen. Mir war eh sehr warm und das Wasser eher erfrischend statt sau kalt. Als Abendessen löffelte ich auf dem Bett sitzend das im Bus eingepackte Mittagessen: Hühnchen mit Reis und etwas Kartoffelbrei. Ich schaute noch ein paar Fotos, machte aber nach diesem langen Tag bald die Äuglein zu.