Freitag, 22. Juni 2012

Reise nach Ecuador

(Mi.23.5.) Da ich morgen früh Peru verlassen würde, hatte ich mir am Flughafen kein frisches Bargeld mehr gezogen, sondern mich mit den restlichen Soles mit – wie überall auf der Welt teuren – Flughafensnacks mehr schlecht als recht und in der Hoffnung auf eine Mahlzeit im Flieger durchgefuttert. Im Flieger, der um 17:30 Uhr startete, gab es aber nur Cracker, so dass ich einigermaßen hungrig war, als wir zwei Stunden später in Tumbes landeten. Beim Blick durch das Fenster musste ich suchen, um den lächerlich kleinen Flughafen zu entdecken, der mich von der Größe her mehr an einen örtlichen Sportflugplatz erinnert. Als ich aus dem Flieger stieg, schlug mir eine schwüle Hitze von etwa 26 Grad entgegen – also komplett anders als die letzten Wochen oder gar Monate.

Auch hier wieder dieselbe Masche der Taxifahrer „man solle die offizielle Flughafen-Taxigesellschaft nehmen“ und „Sicher, sicher, sicher!“. Ich tu mich mit einer jungen Amerikanerin zusammen und wir teilen uns die 20 Soles für die Fahrt in die Stadt. Die Hauptstraße ist nicht gerade schön und wirkt – passend zum Ruf der Stadt – tatsächlich etwas unsicher. Das erste Hotel, welches ich dem Taxifahrer nenne, kommentiert dieser mit „Huh, das ist nicht besonders sicher“, denn es wird angeblich auch als Stundenhotel und von jungen Paaren frequentiert. Er schlägt vor, ich könne ja mal fragen, ob was frei ist und mir das Zimmer zeigen lassen. Was ich sehr fair fand, dass er mir den Autoschlüssel gab während ich mir mit meinem kleinen Rucksack auf dem Rücken das Zimmer anschaute; der große Rucksack und meine zwei Paar neu gekauften Schuhe blieben solange im Auto. Ich hatte noch mal nach Internet gefragt, was sie in dieser Absteige nicht haben. Erstaunlich für mich war auch, dass uns der Rezeptionist ein anderes Hotel empfahl – offenbar war ich hier tatsächlich verkehrt. Das nächste Hotel kostet 40 Soles statt 30, ok das ist viel für hier, aber in einem so unsicheren Nest muss man eben etwas mehr aus geben, um gut und sicher untergebracht sein. Es ist ein wirklich nettes Zimmer mit Ventilator, Fernseher, Handtuch auf dem Bett, Seife dazu, Bad sehr in Ordnung, super Bett, also schon etwas besseres. Lieber so, als anders herum. Im Nachgang hatte der Taxifahrer über das andere Hotel ergänzt: „Kann sein, dass sie einen zweiten Schlüssel haben und man nachts, wenn man schläft, beklaut wird.“

Dann lieber so! Also habe ich halb neun eingecheckt. Weil es schon dunkel ist, will ich mir erstmal was zu essen suchen, bevor ich in Ruhe dusche. Ich gehe zur nahe gelegene Plaza und finde ein kleines Restaurant, das von jungen Leuten gut besucht ist. Dort gibt es für mich das sehr häufig angebotene Pollo con Arroz (Hühnchen mit Reis) und 21:30 Uhr bin ich wieder im Hotel, um mich genüsslich unter die kalte Dusche zu werfen. Es hängt zwar etwas beulerähnliches an der Wand, aber bei dieser Hitze ist eine kalte Dusche genau das Richige. Eigentlich wollte ich noch etwas Blog schreiben, bin aber so müde, dass ich gleich die Äuglein zu mache.
 
 
(Do.24.5.) Am nächsten Morgen bin ich sogar vor meinem Wecker um 7:30 Uhr aufgewacht. Zurück vom Frühstück nahm ich noch mal eine erfrischende Dusche, weil bereits wieder alles bäbbte. Dann bestellte ich mir an der Rezeption ein Mototaxi, um auch mal dieses Verkehrsmittel genutzt zu haben. Von einem jungen Typen ließ ich mich zum Busterminal von Cifa chauffieren und kaufte mir für 10 Uhr ein Ticket nach Guayaquil. Die erste halbe Stunde Verspätung hatten wir bereits bei Abfahrt, dann folgten die sehr aufwendigen Grenzabfertigungen. Aus Peru raus ging noch einigermaßen. Aber auf der ecuadorianischen Seite nahmen die Kontrollen kein Ende. Zunächst eine Kontrolle des Militärs auf der Suche nach Waffen: alle Männer müssen aussteigen und ihre Taschen mitnehmen, gleichzeitig werden die Taschen aller weiblichen Reisenden und Kinder drinnen kontrolliert, also schon etwas furchteinflößend. Ich zeige lieber gleich mein kleines Taschenmesser. Ein paar Meter weiter ist dann die Drogenkontrolle die ebenfalls sehr strikt ist. Der Bus fährt über eine Mulde damit Monteure den Bus auch von unten anschauen können, außerdem wird der gesamte Bus durchsucht. Diesmal nahm ich sogar die Obsttüte mit raus, nicht dass mir da irgendjemand was unterschiebt. Schließlich geht es weiter zur normalen Passkontrolle, die sehr schlecht organisiert ist. Wir stellen uns alle erst einmal an. Ich fragte den Adjudanten vom Bus, ob ich nicht einen Einreisezettel ausfüllen müsse; er „Nein, nein das ist nicht nötig!“. Also stelle ich mich an. Als ich dann vorne am Tresen ankomme, krieg ich genau dieses Formular in die Hand gedrückt, welches ich eben doch auszuführen habe. So war das dann für den gesamten Bus. In anderen Ländern hatten sie das Formular jeweils zuvor im Bus verteilt und beim Ausfüllen geholfen; es zog sich also alles ewig. Nach der Grenze war noch einmal eine Kontrolle – vermutlich eine Straßenkontrolle der Polizei – bei der ein weiteres Mal Einer durch den Bus ging. Insgesamt waren es also vier Kontrollen. 
 
 
Im Grenzort bzw. auf ecuadorianischer Seite fielen mir – frei nach dem Motto „andere Länder andere Sitten“ – die zahlreichen Läden oder vielmehr Garagen auf, die übervoll mit Ananas waren. Zumeist hatte nur noch ein Stühlchen darin Platz auf dem einer saß und oft dabei poofte. Es gab auch viele Stände an denen Kokosnüsse verkauft wurden, aber hauptsächlich Ananas! Ganz viele Ananas! Aber nur in diesem Grenzort danach nicht mehr. Echt witzig. Was sich ab der Grenze ebenfalls schlagartig, aber dauerhaft veränderte, war der Anblick von Bananenplantagen und zwar soweit das Auge reicht. In Peru hatte ich keine einzige Bananenstaude gesehen und hier im südlichen Ecuador säumen diese die Straße. Wir kamen auch mal an einem Straßenschild vorbei, welches die Entfernung nach Guayaquil anzeigt. Das war nachmittags um 14 Uhr - wir waren also seit 4 Stunden unterwegs - die gesamte Fahrt sollte 5 Stunden dauern; auf dem Schild standen 180 km bis Guayaquil d.h. wir waren gerade mal 80 km gefahren. Dementsprechend kamen wir auch erst nachmittags um halb 5 an. Aber bis es soweit war, erlebte ich noch einiges.
 
Eigentlich meinte ich ja mir ein Ticket für einen Direktbus nach Guayaquil gekauft zu haben. Fakt war auch, dass ich aus sicherheitstechnischen Gründen – wie auch schon bei der Fahrt von Huaraz nach Lima – meinen Fingerabdruck in einer Liste verewigen musste und – wie in Peru üblich – gefilmt wurde, wer wo sitzt. Dann kam der absolute Witz: ich hatte ja vor Fahrtantritt extra gefragt, ob der Bus zwischendurch anhält, da hieß es nein. Aber kaum waren wir über die peruanisch-ecuadorianische Grenze gefahren, war der Reisebus das allerfeinste Colectivo! Sprich die Tür war permanent – also auch während der Fahrt – offen. Der junge Busfahrergehilfe stand in der offenen Tür und die Leute sind auch während des Fahrens raus und rein gehüpft, also sowohl die Fahrgäste als auch die Massen an fliegenden Händlern. Mehrmals sind sie pulkartig in den Bus rein gestürzt. Einmal habe ich mir den Spaß gemacht und mitgezählt – es standen auf einen Schlag 11 fliegende Händler im Gang des Busses und das war vielleicht nicht einmal der Spitzenwert. Zum Teil verkaufen die Händler sogar dasselbe Zeug, z.B. Spieße mit Würstchen, Getränke, Kekse oder Ananasstücke, Melonenstücke, Kokosnüsse - eine solche kaufe ich mir dann. Anfangs wusste ich nämlich nicht ob es auf dieser 6 stündigen Fahrt Verpflegung gibt oder ob der Bus – wie ich das z.B. in Chile erlebt hatte – unterwegs eine Viertelstunde anhält, damit alle Mittagessen können. In diesem Bus kam keine der mir bekannten Varianten zum Tragen, hier kamen ständig fliegende Händler rein.
 
 
 
Um 16:30 Uhr komme ich in Guayaquil am außerhalb gelegenen Busterminal an und fahre mit einem offiziellen Taxi für 4 US-Dollar in die Stadt. Ein sehr klappriges Ding, an welchem auch das Fenster an der Rückbank kaputt also offen ist. Weil ich vorab so gefährliche Sachen über Guayaquil gehört hatte, bin ich aus Sorge, dass Einer durchs offene Fenster rein greift, etwas angespannt. Es ist sehr voll und stressig auf der Straße, es wird gehupt und gedrängelt, der Verkehrslärm dröhnt in meinen Ohren. Nachdem ich in dem Hostel eingecheckt hatte, das Meike mir als ihre Zieldestination genannt hatte, schaute ich nach Nachrichten von ihr und blieb beim Recherchieren nach Last Minute Angeboten für Galapagos Schiffe im Internet hängen. Schließlich gönnte ich mir eine Dusche und setzte mich zu den Mädels aus meinem Zimmer, um was zu essen zu bestellen.

Um 20:30 Uhr wollte ich gerade an meinem Blog weiter arbeiten, als Meike plötzlich vor mir stand. Statt nachmittags um 14:30 kam sie jetzt ziemlich gerädert nach einer 23 stündigen Fahrt an – echt krass wie viel länger sie unterwegs war. Leider ist für sie im Hostel kein Platz mehr. Sie lässt sich was in der Nachbarschaft vermitteln, ärgert sich aber trotzdem, weil sie keine Reservierung gemacht hatte. Ich begleite sie zum Hotel damit sie nicht voll bepackt – wie sie neulich überfallen wurde – alleine durch die dunkle Stadt laufen muss. Sobald sie sich ihres Gepäcks entledigt hat, gehen wir wieder in mein Hostel zurück, weil es hier lecker Essen gibt und Meike noch nichts gegessen hat. Außerdem will ich mit ihr besprechen, wie wir bezüglich der Galapagostour vorgehen. Ich hatte ja wegen Booten recherchiert. Einige legen am Freitag also direkt am Tag nach unserer Ankunft in Guayaquil ab, aber man muss ja auch noch mit dem Flieger rüberkommen und heute Abend kriegen wir nichts mehr gebucht. Insofern wäre ein Start am Freitag etwas überstürzt und Samstag legen - soweit ich das im Internet gecheckt habe - keine Boote ab. Schade, denn das unser ursprünglicher Plan: Freitag recherchieren und Samstag rüber fliegen und gleich losfahren. Theoretisch ist für mich auch noch ein Ablegen am Sonntag möglich, dann gibt es für mich eben keine Quito-Besichtigung mehr. Aber insgesamt haben mich dann die Preise doch etwas überrascht. Wenn man komplette 8 Tage fahren will, kommt man unter 1800 bis 2200 US-Dollar nicht weg. Es bleibt also spannend mit dem Ausflug auf die Galapagosinseln.