Um 15 Uhr waren wir wieder zurück und tauschten umgehend die Klettersachen gegen die Badesachen ein, um dann mit dem Sammeltaxi nach Monterey zu fahren. Zusammen mit einigen deutschen und zwei brasilianischen Touristen hingen wir eineinhalb Stunden im optisch wenig ansprechend braunen, aber angenehm warmen Wasser ab. 17 Uhr wieder in Huaraz gingen wir nach einem kurzen Abstecher am Hostel vorbei in eine Chifa mit ihrem chinesischen Speisenangebot zum Essen. Auf dem Rückweg zum Hostel kauften wir ein paar Bierchen, denen wir uns im lauschigen Innenhof widmeten.
Anschließend zogen Favian und ich nochmal los, um nach organisierten Touren für einen Besuch der archäologischen Stätte Chavin de Huantar zu schauen. Wir gingen zu 3 Anbietern und stellten fest, dass die alle mit demselben Bus dorthin fahren, dieser erst um 9 oder gar 9:30 Uhr aus Huaraz wegfährt und auch relativ lange braucht. Nachdem wir Erkundigungen über die Alternative per Colectivo oder Taxi dort hinzufahren eingeholt hatten, entschlossen wir uns die Tour auf diese, individuelle Art und Weise zu machen. Relativ früh verkümelten wir uns ins Zimmer. Auf der Bettkante sitzend quatschten wir noch etwas und schauten im Internet die Vimeo-Videos vom Berner Oberland, bereits vor halb elf ist Sendepause.
(Di.22.5.) Als wir am nächsten Morgen sehr früh das Hostel verlassen, laufen wir der Betreiberin direkt in die Arme. Sie versucht erneut uns auszureden diese Tour ohne Organisation zu machen, wenn wir rechtzeitig zum Abschiedsassado zurück sein wollten. Wir sind aber optimistisch und postieren uns an der besagten Straßenecke. Sofort finden wir ein Fahrzeug, welches nur wenige Minuten später abfährt. Zu fünft sitzen wir in einem super neuen Wagen und sind in weniger als 2 Stunden in Chavin. Einmal über den viereinhalb tausend Meter hohen Pass und schon 9:30 Uhr stehen wir auf der Plaza des kleinen Örtchens. Mit einem 10 minütigen Spaziergang erreichen wir die Ruinenanlage an deren Eingang wir noch etwas abwarten, ob noch jemand dazu kommt mit dem wir uns die Kosten für den Guide teilen können. Da dies nicht der Fall ist, starten wir gegen 10 Uhr exklusiv zu zweit die Tour durch die 3000 Jahre alten Gemäuer.
Es ist sehr interessant was wir zu sehen kriegen und vor allem was historisch damit verbunden ist. Sie hatten damals erdbebensicher gebaut. Obwohl hier die Erde vergleichsweise oft bebt, steht noch alles original. Auch die sehr intelligenten Entwässerungs-, Kanal- und Belüftungssysteme mussten lediglich freigelegt, nicht jedoch wieder aufgebaut werden. Die Felsgravuren in einigen Säulen und Pforten sind – gemessen an der Zeit aus der sie stammen - sehr fein, geradezu filigran. Es ist amüsant, was der Guide an der einen oder anderen Stelle hinzufügt, jedenfalls wird bald deutlich, dass er bei vielen Dingen seine durchaus persönliche Interpretation hat.
Bei diesem Bauwerk mit seinen riesig großen Steinen stellt sich – genau wie bei vielen anderen monumentalen Bauten, die ich in Südamerika besichtigt hatte – die Frage, wie wurden diese gigantischen Blöcke hierher bewegt, denn dieses Gestein – in diesem Fall Granit – gibt es nur bei Huaraz jedoch nicht auf dieser Seite der Anden bzw. des Passes. Insgesamt ergänzt der Besuch dieser Ruinenanlage sehr schön die Keramik-Exponate und Infos über die Chavin-Kultur, die ich in Lima im Museum gesehen hatte – eine sehr gelungene Abrundung also. Nach vollen 2 ½ Stunden Kultur pur spazieren wir wieder Richtung Plaza und essen in einem kleinen Restaurant zu Mittag. 13.30 Uhr treten wir die Rückfahrt an. Die gut einstündige Wartezeit hatten wir auf dem Bürgersteig/Rindstein gehockt und spontan sehr tiefschürfende Gespräche über das Leben bzw. unsere derzeitige Lebensphase geführt.
Ganz im Gegensatz zur Hinfahrt saßen wir dieses Mal in einer super klapprigen Kiste bei der ständig das Motorzeichen aufleuchtet und dass die Türen offen sind. Federungen hatte das Fahrzeug eventuell auch irgendwann einmal und der Tacho bzw. Kilometerzähler funktioniert nicht. Während meiner gesamten Südamerika Reise war ich bei Bus- und Taxifahrten eigentlich immer sehr relaxt gewesen und hatte in der ganzen Zeit nur einen einzigen Unfall gesehen und dieser war ohne Fremdeinwirkung zustande gekommen. Aber die Überholmanöver dieses Fahrers waren so speziell, dass tatsächlich hin und wieder etwas unentspannt war. Wir hatten es schon fast geschafft, da durften wir noch eine kleinen Extra-Anekdote erleben: Wenige Kilometer vor Huaraz mussten wir das Colectivo wechseln, um an der Polizeikontrolle vorbei zufahren. Offenbar fehlten unserem Fahrer mit dieser Schleuder die entsprechenden Papiere und Genehmigungen, um Personen transportieren zu dürfen. Wir sind froh als wir 16 Uhr wohlbehalten in Huaraz aussteigen können.
Im Supermarkt gehen wir für das Assado Wein einkaufen und auf dem Rückweg nehme ich an der Straßenecke noch zwei große Tüten dieses Riesenpopkorns mit, welches zurück im Hostel, wo der Grill schon läuft, schnell verspeist ist. Nach dem ersten Gläschen Wein ziehe ich mich zurück, um meinen Rucksack zu packen. Das Grillfleisch wurde vermutlich etwas zu günstig eingekauft und schmeckt leider etwas schuhsohlig, so dass Favian und ich nochmal losziehen, um weiteren Weinnachschub zum runter spühlen zu holen. Durch Zufall kommen wir an einem Laden vorbei, der Gelatine in Bechern verkauft – wir nehmen 10 Stück als Nachtisch mit, was sehr gut ankommt. Als gegen 22 Uhr die Weinvorräte bereits wieder zu Ende gehen und Mono mit einer jungen Deutschen aus Berlin los wollte, um Nachschub zu suchen, war es auch für mich Zeit zum Busterminal aufzubrechen. Favian begleitet mich und trug sogar meinen Rucksack.
Nach einer herzlichen Verabschiedung – das Kletterabenteuer hat uns intensiv verbunden – fährt halb elf der Bus los. Erst kann ich nicht einschlafen obwohl die Straße noch sehr ruhig ist. Später ist es dann sehr kurvig und total heiß. In der Kategorie „Cama“ gibt es eben auch solche und solche Busse. Bei diesem hier stellte sich ständig die Rückenlehne von alleine wieder senkrecht und der Serviceknopf, den ich drückte, um Bescheid zugeben, dass es viel zu heiß ist, war offenbar außer Betrieb gesetzt. Irgendwann schlafe ich dann aber doch noch ein und hätte durchaus noch ein paar Stunden anhängen können, als wir 5.30 Uhr in Lima am Busterminal ankommen.
(Mi.23.5.) Schlaftrunken steige ich aus und werde gleich wieder von einem Taxifahrer mit den Worten „Seguro, seguro!“ belabert und es sei ja so unsicher. Er versucht also mit der üblichen Verunsicherungstechnik sein Geschäft zu machen und ich lasse mich tatsächlich von ihm zum Flughafen chauffieren. Anfangs hatte er 20 Sol aufgerufen und gesagt die anderen Taxis würden mich nur bis zur Eingangspforte fahren und nicht wie er direkt an das Flughafengebäude. Letztendlich machte er es aber ebenfalls genau so, dass er mich an der Fußgängerpforte absetzte und sagte ab hier sei es sicher. Da mein Flug erst um 17.30 Uhr geht, verbringe ich wirklich den gesamten Tag am Flughafen – damit war auch der bei Buchung erhoffte zeitliche Vorteil gegenüber der Alternative Bus dahin. Naja, für das nächste Mal weiß ich das ;-) Andererseits war der Tag zwar absolut unspannend, aber dank der WiFi-Zone bei Starbucks kam ich wenigstens ins Internet und konnte an meinem Blog weiter arbeiten.