Dienstag, 21. Februar 2012

Wandern auf Tierra del Fuego

Die Insel Feuerland wird durch die Magellan-Straße vom Festland getrennt, ist etwa zweimal so groß wie Hessen und wurde letztendlich mit dem Lineal zwischen Argentinien und Chile aufgeteilt. Die erste meiner Tageswanderungen von Ushuaia aus machte ich in den Nationalpark Tierra del Fuego. Im Bus zum Lago Roca lernte ich ein französisches Pärchen aus Bordeaux kennen, die ebenfalls den Cerro Guanaco (913m) zu ihrem Wanderziel erklärten. So starteten wir also gemeinsam um 11 Uhr zunächst dem See entlang und dann aufwärts durch den Wald. Als wir die Baumgrenze erreichten, die hier schätzungsweise bei 600m liegt, öffnete sich ein fantastischer Blick auf Beagle-Kanal, die umliegenden Berge einschließlich Cerro Sarmiento und auf türkisfarbene Seen.

Den Gipfel erreichten wir nach 2,5 Std. statt der angegebenen 4 Std. ohne uns beeilt zu haben. Aber das hatte ich von Deutschland aus schon gehört, dass die Gehzeiten hier sehr großzügig bemessen sind. Das ist mir auch ganz recht so. Denn wenn man den heutigen Tag als Formtest für das anstehende mehrtägige Trekking mit Zelt etc. nimmt, muß ich zugeben, dass er erschreckend negativ ausgefallen ist. Nicht nur, dass ich den Aufstieg anstrengend fand, sondern ich spürte bereits zu Beginn des Abstiegs, dass ich am nächsten Tag einen ordentlichen Muskelkater haben würde.

Und so war es dann auch. Aber was hilft da am besten? Richtig, gleich noch eine Wanderung. Ziel heute sollte die Laguna Esmeralda oder der dahinter liegende Gletscher sein. Zwei niederländische Mitstreiter, die sich auf dem Navimag-Schiff kennengelernt hatten, hatte ich bereits am Vorabend im Hostel gefunden. Als ich allerdings morgens um 7 Uhr mal aus dem Fenster schaute, war es draußen so finster und stürmisch, dass es eher nach einem gemütlichen Tag im Hostel aussah. Doch zwei Stunden später bei Frühstück sah die Welt schon wieder anders aus. Mit dem Bus um 10 Uhr fuhren wir ins Valle de Lobos, wo wir für 10 Pesos jeder eine Skizze des Routenverlaufs erwerben mussten. Zusammen mit über 50 anderen Wanderwütigen (heute war Sonntag) hörten wir uns noch die Erklärung zur Skizze an - im Wald würde man sich ja so leicht verlaufen und in den beiden morastigen Passagen ohne Markierungen erst recht. Na das klingt ja spannend. Da die niederländischen Mitstreiter ebenso allergisch sind auf Massenwanderung wie ich, legten wir zumindest für die erste Viertelstunde einen halben Schritt zu und waren bald für uns alleine.

Wir durchwanderten eine wunderschöne Landschaft. Ich hatte den Eindruck als befinde ich mich in einem breiten Hochtal, durchzogen von einem türkisfarbenen Fluss, der hier und da durch Bieberdämme aufgestaut ist, so dass ich mich - wie auch schon am Vortag - sehr an Kanada erinnert fühlte. Die Laguna Esmeralda war wunderschön gelegen und als wir dem Seeufer entlang spazierten begegneten wir diesem neugierigen Fuchs - kein bisschen scheu, wie man eventuell erwartet hätte. Abends im Hostel wurde ich aufgrund meiner unrunden Gangart doch tatsächlich gefragt, ob ich mich verletzt hätte. So viel zum meiner aktuellen Form...