Mag es argentinische Übertreibung sein oder nicht, aber muß man dem Kapitän fast glauben, dass dies der schönste Tag des Jahres ist. Denn es ist nicht nur wolkenlos, sonnig und warm, sondern auch noch windstill - und das auf dem sagenumwoben, stürmischen Beagle-Kanal, der angeblich von Schiffsinhabern gerne gezielt dafür genutzt wird, einen Versicherungsfall zu provozieren - das, was man bei Häuslesbauern "Warmabriß" nennt.
Es war wirklich ein fantastischer Ausflug. Das Wasser des Beagle-Kanals lag topfeben da und erinnerte mich eher an Bodensee bei Sommerhitze, statt an eins der gefährlichsten Gewässer der Welt. Wir passierten eine Insel mit Kormoranen, eine mit Seelöwen und eine Leuchturm-Insel, um auf einer weiteren einen kleinen ge-führten Spaziergang zu machen. Wir lernen eine Pflanze kennen, die sonst im Hochgebirge über 4000m wächst; hier fühlt sie sich auf Meeresniveau wohl - ein Beweis dafür ,welche Art von Klima hier sonst normalerweise herrscht. In ihrem Inneren hat die Pflanze ganzjährig eine Temperatur von 27°C, bricht man sie auf, um dies zu fühlen oder zu messen, stirbt sie.
Der Kapitän ist etwas argentinisch aufdringlich - festzumachen daran, dass bereits nach wenigen Minuten Aussprüche kommen wie "ich habe mich in Deinen Augen verliebt" etc. Aber darauf hatte mich nicht nur eine nette Kollegin vorbereitet, sondern auch die Portena, die uns in Buenos Aires ihre Heimatstadt gezeigt hatte. Entsprechend wußte ich darauf zu reagieren und lehnte die Einladung auch noch bei der abendlichen Bootstour mitzufahren ab. Aber mit dem Crew-Mitglied Ariel, der Mitglied im Club de los Andes ist, unterhielt ich mich ausgiebig über die umliegenden Berge und Tourenmöglichkeiten, schließlich war der Cerro Sarmiento während unserer gesamten Fahrt ständig zu sehen. Der Berg ist zwar nur 2235m hoch und damit der zweithöchste der Darwin Kordillere, aber aufgrund des Klimas scheitern an ihm sogar ausgewiesene Experten. Morgen arbeitet Ariel, aber falls er Sonntag frei hat, meldet er sich eventuell - ich bin gespannt. Morgen gehe ich erstmal in den Nationalpark und auf den Cerro Guanaco - so seine Empfehlung - denn es soll nochmal so traumhaft schön werden wie heute.