Bevor ich für eine Woche zum Trekking in den Nationalpark Torres del Paine entschwinde, stelle ich noch schnell eine kleine Anekdote ein. Den Bericht über die Tour am Cerro Torre und Fitz Roy reiche ich nach.
Nach so viel Wetterglück im Nationalpark Los Glaciares mussten wir einige logistische Rückschläge hinnehmen bzw. Herausforderungen meistern. Aber immer schön der Reihe nach: Wir hatten gehofft, vergleichbar zur Hinfahrt den mittleren von drei täglichen Bussen nehmen zu können. Leider gibt es diesen Nachmittagsbus von El Chalten nach El Calafate nicht. Zwei andere Busgesellschaften boten je eine Fahrt um 18:30 Uhr an - leider ausgebucht. Außerhalb des Busterminals fanden wir - eher durch Zufall - eine kleine Reiseagentur, die uns für 19 Uhr eine Fahrt vermitteln konnte. Na gut, dachten wir, kommen wir eben erst etwas später an.
Das bisher schönste Hostel meiner Reise war das America del Sur in El Calafate. Dort wollten Micha und ich nach unserer Rückkehr von unserer ersten Wander-Runde absteigen. Nach unserem zweiten Wandertag hatten wir absehen können, wann wir wieder dort sein würden und ein französisches Pärchen gebeten, das einen Tag vor uns zurück in der Zivilisation sein würde, für uns zu reservieren. Nach fünf Tagen zurück in El Chalten, stellte sich allerdings heraus, dass unsere Idee nicht aufgegangen ist. Besagtes Hostel hatte keinen Platz für uns und auch alle anderen...
Hostels und Campingplätze waren ausgebucht, selbst wenn man sich preislich unsensibel zeigte. Grund dafür war ein großes Musik-Festival in El Calafate, das just an diesem Sonntag seinen Höhepunkt finden sollte. Man hörte von Festivalbesuchern, die keine Unterkunft in El Calafate gefunden hatten und zum Übernachten nach El Chalten kamen. Also erwägten auch wir einfach einen Nacht länger in dem netten Örtchen zu bleiben. Diese Option half uns aber nicht wirklich weiter, weil wir dann am nächsten Tag zu spät in ankommen würden, um den Ausflug zum Perito Moreno Gletscher machen zu können. Um einigermaßen im Zeitplan zu bleiben, der durch Micha's Rückflug definiert ist, entschieden wir uns also auf gut Glück nach El Calafate zu fahren. Irgendwo würden wir schon ein Schlafplätzchen finden, ob auf der ausgerollten Isomatte im Busterminal oder irgendwo im Zelt.
Als kleinen Ausgleich für unser Pech verbuchten wir, dass die Busfahrt umsonst war. Vorgesehen war, dass wir beim Einsteigen bezahlen, da wollte aber keiner unser Geld und beim Aussteigen hatten wir auch nicht mehr dran gedacht. Schließlich waren einige für uns wichtige logistische Fragen immer noch ungelöst. Eine frühe Tour zum Gletscher war schnell gebucht, so dass einer Weiterfahrt nach Puerto Natales (Chile) am selben Tag nichts mehr im Wege stand - so hofften wir. Der Schalter der Gesellschaft, welche den grenzüberschreitenden Busverkehr bedient, hatte leider seit 21:30 Uhr zu und würde am nächsten morgen noch geschlossen haben, wenn wir für unseren Ausflug zum Gletscher wieder am Busterminal sein würden.
Das hieß für uns, dass wir in Sachen Logistik frühestens morgen nach unserer Rückkehr vom Gletscher wieder etwas ausrichten könnten. Folglich galt es jetzt "nurnoch" einen einigermaßen adäquaten Platz für unser Nachtlager zu finden. Zwischen zwei unbewohnten Häusern schlugen wir hinter dem Sichtschutz eines Baumes das Zelt auf. Ein guter Platz - wie ich finde - so dass ich sogar erholsamen Schlaf finde, obgleich ich die Nacht zuvor schon abschrieben hatte.
Am nächsten Tag, nachdem wir am Perito Moreno Gletscher herrliche Stunden bei Sonnenschein verbracht hatten, kam wie es kommen mußte: der Bus nach Puerto Natales war ausgebucht, auch die Fahrt am nächsten Morgen. Bei der Fahrt am Mittwoch wäre noch ein Platz zu haben, was uns auch nicht weiterhilft. Wir kämen also erst Donnerstag aus El Calafate weg, was bedeuten würde, dass wir die zweite Wander-Runde massiv verkürzen müßten. Eine allerletzte Option fiel mir noch ein, die wir mangels Alternativen auch realisierten: auf einem Streckennetzplan hatte ich gesehen, dass Puerto Natales auch von Rio Gallegos, wo ich bereits auf meiner Fahrt von Ushuaia umgestiegen bin, angefahren wird. Das bedeutet zwar eine Art "mit der Kirche ums Dorf-Fahrt" bei der wir die Fahrzeit von 5 auf 10 Stunden und entsprechend auch den Fahrpreis verdoppeln, aber wir kommen am Dienstag Nachmittag an. Man muss sich das wie eine Fahrt von Frankfurt nach Füssen vorstellen bei der man in Nürnberg umsteigt, um dann zurück nach Würzburg zu fahren und dort auf die A7 abzubiegen - nur eben Alles mit anderen Zeit- und Entfernungsdimensionen.