Mittwoch, 22. Februar 2012

Herausfordernde Logistik

Bevor ich für eine Woche zum Trekking in den Nationalpark Torres del Paine entschwinde, stelle ich noch schnell eine kleine Anekdote ein. Den Bericht über die Tour am Cerro Torre und Fitz Roy reiche ich nach.

Nach so viel Wetterglück im Nationalpark Los Glaciares mussten wir einige logistische Rückschläge hinnehmen bzw. Herausforderungen meistern. Aber immer schön der Reihe nach: Wir hatten gehofft, vergleichbar zur Hinfahrt den mittleren von drei täglichen Bussen nehmen zu können. Leider gibt es diesen Nachmittagsbus von El Chalten nach El Calafate nicht. Zwei andere Busgesellschaften boten je eine Fahrt um 18:30 Uhr an - leider ausgebucht. Außerhalb des Busterminals fanden wir - eher durch Zufall - eine kleine Reiseagentur, die uns für 19 Uhr eine Fahrt vermitteln konnte. Na gut, dachten wir, kommen wir eben erst etwas später an.

Das bisher schönste Hostel meiner Reise war das America del Sur in El Calafate. Dort wollten Micha und ich nach unserer Rückkehr von unserer ersten Wander-Runde absteigen. Nach unserem zweiten Wandertag hatten wir absehen können, wann wir wieder dort sein würden und ein französisches Pärchen gebeten, das einen Tag vor uns zurück in der Zivilisation sein würde, für uns zu reservieren. Nach fünf Tagen zurück in El Chalten, stellte sich allerdings heraus, dass unsere Idee nicht aufgegangen ist. Besagtes Hostel hatte keinen Platz für uns und auch alle anderen...

Dienstag, 21. Februar 2012

Busreise vom Ende der Welt

Dass Ushuaia nicht nur der südlichste Punkt meiner Reise ist, sondern tatsächlich auch das Ende der Welt, realisierte ich erst so richtig, als ich der Stadt per Bus den Rücken kehrte. Beide Busgesellschaften bedienen die Strecke von Ushuaia nach El Calafate mit Umsteigen in Rio Gallegos zur selben unchristlichen Zeit um 5 Uhr morgens. Die ersten vier Stunden der Fahrt hab ich zum Glück verschlafen. Dann wurde ich geweckt, weil ich für die ca. 200km lange Transitstrecke durch Chile diverse Formulare für die Grenze auszufüllen hatte. Bis zur Grenze war noch eine Stunde Zeit, um das Obst, welches ich gestern gekauft hatte, als Frühstück zu verzehren bzw. zu verschenken, denn bei den Chilenen darf man weder frisches Obst oder Gemüse noch unverkochte tierische Produkte einführen. Der Grenzübertritt verlief mit nur einer Stunde für hiesige Verhältnisse recht zügig; man hört das kann schon auch mal vier Stunden dauern.

Als der Bus nurnoch etwas schneller als Schritttempo einer einspurigen Schotterpiste entlang holperte, die mehr an einen Feldweg erinnert als an eine offizielle Strasse für Busse und LKWs, hatte ich kurz Zweifel, ob der Busfahrer nicht irgendwo falsch abgebogen ist. Aber ein Blick auf meine Karte verriet mir, dass dies für die nächsten gut 100km so weiter gehen würde und wir auf direktem Weg Richtung Magellan Strasse waren, an deren engster Stelle wir übersetzen würden.

Im Vorfeld meiner Reise war ich sehr unschlüssig, ob ich überhaupt ein Netbook und oder Smartphone mitnehmen sollte. Was man nicht dabei hat, kann einem nicht gestohlen werden, außerdem hatte ich Bedenken, dass es eventuell unnötiger Balast sei. Aber schon nach kürzester Zeit, war ich wirklich froh drum. Nicht nur um Hostels oder beispielsweise das Navimag Schiff zu buchen, sondern auch um unterwegs an meinem Reisebericht schreiben zu können. Mit Papier und Stift wäre das auf dieser Schotterpiste unmöglich oder zumindest hinterher unlesbar; tippen geht einwandfrei.

Wandern auf Tierra del Fuego

Die Insel Feuerland wird durch die Magellan-Straße vom Festland getrennt, ist etwa zweimal so groß wie Hessen und wurde letztendlich mit dem Lineal zwischen Argentinien und Chile aufgeteilt. Die erste meiner Tageswanderungen von Ushuaia aus machte ich in den Nationalpark Tierra del Fuego. Im Bus zum Lago Roca lernte ich ein französisches Pärchen aus Bordeaux kennen, die ebenfalls den Cerro Guanaco (913m) zu ihrem Wanderziel erklärten. So starteten wir also gemeinsam um 11 Uhr zunächst dem See entlang und dann aufwärts durch den Wald. Als wir die Baumgrenze erreichten, die hier schätzungsweise bei 600m liegt, öffnete sich ein fantastischer Blick auf Beagle-Kanal, die umliegenden Berge einschließlich Cerro Sarmiento und auf türkisfarbene Seen.

Den Gipfel erreichten wir nach 2,5 Std. statt der angegebenen 4 Std. ohne uns beeilt zu haben. Aber das hatte ich von Deutschland aus schon gehört, dass die Gehzeiten hier sehr großzügig bemessen sind. Das ist mir auch ganz recht so. Denn wenn man den heutigen Tag als Formtest für das anstehende mehrtägige Trekking mit Zelt etc. nimmt, muß ich zugeben, dass er erschreckend negativ ausgefallen ist. Nicht nur, dass ich den Aufstieg anstrengend fand, sondern ich spürte bereits zu Beginn des Abstiegs, dass ich am nächsten Tag einen ordentlichen Muskelkater haben würde.

Und so war es dann auch. Aber was hilft da am besten? Richtig, gleich noch eine Wanderung. Ziel heute sollte die Laguna Esmeralda oder der dahinter liegende Gletscher sein. Zwei niederländische Mitstreiter, die sich auf dem Navimag-Schiff kennengelernt hatten, hatte ich bereits am Vorabend im Hostel gefunden. Als ich allerdings morgens um 7 Uhr mal aus dem Fenster schaute, war es draußen so finster und stürmisch, dass es eher nach einem gemütlichen Tag im Hostel aussah. Doch zwei Stunden später bei Frühstück sah die Welt schon wieder anders aus. Mit dem Bus um 10 Uhr fuhren wir ins Valle de Lobos, wo wir für 10 Pesos jeder eine Skizze des Routenverlaufs erwerben mussten. Zusammen mit über 50 anderen Wanderwütigen (heute war Sonntag) hörten wir uns noch die Erklärung zur Skizze an - im Wald würde man sich ja so leicht verlaufen und in den beiden morastigen Passagen ohne Markierungen erst recht. Na das klingt ja spannend. Da die niederländischen Mitstreiter ebenso allergisch sind auf Massenwanderung wie ich, legten wir zumindest für die erste Viertelstunde einen halben Schritt zu und waren bald für uns alleine.

Wir durchwanderten eine wunderschöne Landschaft. Ich hatte den Eindruck als befinde ich mich in einem breiten Hochtal, durchzogen von einem türkisfarbenen Fluss, der hier und da durch Bieberdämme aufgestaut ist, so dass ich mich - wie auch schon am Vortag - sehr an Kanada erinnert fühlte. Die Laguna Esmeralda war wunderschön gelegen und als wir dem Seeufer entlang spazierten begegneten wir diesem neugierigen Fuchs - kein bisschen scheu, wie man eventuell erwartet hätte. Abends im Hostel wurde ich aufgrund meiner unrunden Gangart doch tatsächlich gefragt, ob ich mich verletzt hätte. So viel zum meiner aktuellen Form...


Montag, 13. Februar 2012

Beagle-Kanal von seiner sanften Seite

Ich hatte mich bei der Bootstour für ein kleines Schiff mit ca. 10 Personen entschieden mit dem Risiko, dass die Tour bei all zu heftiger See nicht stattfindet. Aber heute legten die zwei kleinen Boote 15 Uhr für den etwa vierstündigen Ausflug ab. Um meine Spanischkenntnisse weiter voranzutreiben, ließ ich mich für das rein spanische, statt bi-linguale Boot einteilen, denn sonst flüchtet man sich ja doch immer in Konversationen mit Menschen, deren Sprache man beherrscht.

Mag es argentinische Übertreibung sein oder nicht, aber muß man dem Kapitän fast glauben, dass dies der schönste Tag des Jahres ist. Denn es ist nicht nur wolkenlos, sonnig und warm, sondern auch noch windstill - und das auf dem sagenumwoben, stürmischen Beagle-Kanal, der angeblich von Schiffsinhabern gerne gezielt dafür genutzt wird, einen Versicherungsfall zu provozieren - das, was man bei Häuslesbauern "Warmabriß" nennt.
Es war wirklich ein fantastischer Ausflug. Das Wasser des Beagle-Kanals lag topfeben da und erinnerte mich eher an Bodensee bei Sommerhitze, statt an eins der gefährlichsten Gewässer der Welt. Wir passierten eine Insel mit Kormoranen, eine mit Seelöwen und eine Leuchturm-Insel, um auf einer weiteren einen kleinen ge-führten Spaziergang zu machen. Wir lernen eine Pflanze kennen, die sonst im Hochgebirge über 4000m wächst; hier fühlt sie sich auf Meeresniveau wohl - ein Beweis dafür ,welche Art von Klima hier sonst normalerweise herrscht. In ihrem Inneren hat die Pflanze ganzjährig eine Temperatur von 27°C, bricht man sie auf, um dies zu fühlen oder zu messen, stirbt sie.

Der Kapitän ist etwas argentinisch aufdringlich - festzumachen daran, dass bereits nach wenigen Minuten Aussprüche kommen wie "ich habe mich in Deinen Augen verliebt" etc. Aber darauf hatte mich nicht nur eine nette Kollegin vorbereitet, sondern auch die Portena, die uns in Buenos Aires ihre Heimatstadt gezeigt hatte. Entsprechend wußte ich darauf zu reagieren und lehnte die Einladung auch noch bei der abendlichen Bootstour mitzufahren ab. Aber mit dem Crew-Mitglied Ariel, der Mitglied im Club de los Andes ist, unterhielt ich mich ausgiebig über die umliegenden Berge und Tourenmöglichkeiten, schließlich war der Cerro Sarmiento während unserer gesamten Fahrt ständig zu sehen. Der Berg ist zwar nur 2235m hoch und damit der zweithöchste der Darwin Kordillere, aber aufgrund des Klimas scheitern an ihm sogar ausgewiesene Experten. Morgen arbeitet Ariel, aber falls er Sonntag frei hat, meldet er sich eventuell - ich bin gespannt. Morgen gehe ich erstmal in den Nationalpark und auf den Cerro Guanaco - so seine Empfehlung - denn es soll nochmal so traumhaft schön werden wie heute.

Ushuaia - Fin del mundo

Der zweistündige Flug von Trelew nach Ushuaia ging direkt der Küste entlang. Mit den drei Fenstern direkt neben mir, hatte ich großen Spaß, auf meiner Landkarte zu verfolgen, wo genau wir gerade sind. Auch die Landzunge Punta Tombo, wo wir zuvor die Pinguine besucht hatten war eindeutig auszumachen. Als wir uns Feuerland näherten verschwand aber alles unter dichten Wolken. Ich bedauerte es sehr, nicht den großartigen Blick genießen zu können, der sich einem beim Landeanflug auf Ushuaia bietet.

Doch plötzlich tauchte das Flug unten aus den Wolken heraus. Wow! Das war also Feuerland... irgendwie "typisch" bzw. wie ich es mir vorgestellt hatte, dachte ich spontan. Der Beagle-Kanal lag in tiefdunklem, fast schwarzem Wasser unter mir, über mir dunkle Wolken, die umliegenden Berge waren steil und von unten zu zwei Drittel mit dunklem Wald bewachsen, die Gipfel der Darwin Kordillere schneebedeckt und die südlichste Stadt der Welt (Fin del mundo) wirkte eingequetscht zwischen Meer und dem direkt dahinter aufragenden Berg samt Gletscher. Insgesamt ergab sich ein bedrohlich wirkendes Bild.

Es hat nur 11° C und damit gut 20° C weniger als in Trelew und ist - wie sollte es hier anders sein - sehr windig. Eben noch saß ich auf einem der acht überbreiten Sessel in der Business Klasse und jetzt frage ich (statt Taxi) bei den diversen wartenden Abholservices, wer mich mit in die Stadt nehmen könnte. Das hat was! Und vor allem lernt man Locals kennen. Der Fahrer ist in Ushuaia geboren, der andere arbeitet auch als Guide und bietet mir an bei ihm Couch-Surfing zu machen, falls ich kein Hostel finde. Denn noch hatte ich keines und meine Internet-Recherchen am Vorabend hatte ergeben, dass alle ziemlich ausgebucht sind.

Die Wettervorhersage - sofern man dieser hier überhaupt Glauben schenken möchte - war für den nächsten Tag gut und so buchte ich für nachmittags einen Bootsausflug auf dem Beagle Kanal. Das Wetter am nächsten Tag war sogar so gut, dass es fast schade war, dass ich ausgeschlafen hatte, aber das musste mal sein. Außerdem hätte ich eh nicht gleich mit einer Wanderung oder ähnlichem Durchstarten können, weil noch ein paar logistische und organisa-torische Dinge zu erledigen waren. Zumindest ein paar Klamotten wollte ich zum Waschen abgeben und das Busticket nach El Calafate kaufen, um dort zum vereinbarten Zeitpunkt Micha am Busbahnhof einsammeln zu können.

Magellan Pinguine - putzige Tierchen

Die kleine Anekdote, die ich mit dem Ausflug nach Punta Tombo verbinde, hat mit Logistik und einem Missverständnis zu tun. Bevor ich die Tour buchte, fragte ich explizit welcher Anbieter den Tagesablauf so gestaltet, dass ich 16 Uhr in Trelew am Flughafen abgesetzt werden kann, um rechtzeitig für meinen Flug um 17 Uhr einchecken zu können. Da ich die einzige war, welche zusätzlich die kleine Bootstour mit den schwarz-weißen Delfinen gebucht hatte, ließen wir diese einfach auffallen. Geld, um mir die bereits bezahlte Tour zu erstatten, hatte natürlich weder der Guide noch der Fahrer dabei.
Es wurde hin und her telefoniert. Wir sind so verblieben, dass ich mir die Erstattung in El Calafate in deren Büro abholen - ich bin gespannt, ob das klappt. Vamos a ver.
Noch bevor wir den ersten Magellan-Pinguin zu Gesicht gekamen, kreuzte dieser Guanaco unseren Weg. Die Unterschiede zu Lama (domiziliert) und Alpaka werde ich sehr wahrscheinlich noch im Laufe meiner Reise lernen, jedenfalls gehören sie alle in die Familie der Kamele.

Ansonsten gibt es auf der Landzunge Punta Tombo eigentlich nur eins zu sehen: Magellan-Pinguine - davon aber ne ganze Menge. Die Zahlen schwanken zwischen 200.000 und 500.000 Tieren; fest steht, dass es die weltweit größte Brutstätte ist. Die Männchen kommen einige Tage vor den Weibchen an und richten das Nest des letzten Jahres wieder her. Es werden zwei Eier gelegt und in 40 Tagen ausgebrütet bis die Kleinen im November schlüpfen. Mit dem Jagen und Nachwuchs hüten wechseln die Etern sich ab. Nach drei Monaten haben die Jungen ihren Flaum verloren und können selbst ins Wasser. Noch ist ihr Gefieder aber eher gräulich statt schwarz. Erst nach einem Jahr bekommen sie das Gefieder, das sie aussehen läßt wie die ausgewachsenen Tiere. Dieser Gefiederwechsel - das sog. Mausern - hat manchmal witzige Zwischenstadien zur Folge.

Sind schon echt putzige Tierchen, kann man nicht anders sagen. Wenn sie sich nicht gerade selbst putzen und ihr Gefieder mit eigenem Sekret imprägnieren, zuppeln sie gegenseitig aneinander rum, blinzeln in die Sonne oder dösen. Am putzigsten ist es allerdings wenn sie Richtung Wasser watscheln. Sie sind perfekte Schwimmer (bis zu 45 km/h) und tauchen bis zu 60m tief, aber an Land... einfach unbeholfen! Vielleicht binde ich hier noch ein Filmchen ein, ich hab ein paar nette Sequenzen - auch von den Seelöwen.

Manch kleiner Flaumknäul schreit, als würde er im nächsten Moment verhungern. Ob es da Ähnlichkeiten zum menschlichen Nachwuchs gibt?! Niedlich zu beobachten war auch, wie die Jungtiere des Öfteren fleißig mit den Flügeln schlugen. Genetisch gehören sie zur Familie der Vögel, nur dass mit dem "flugunfähig" hat ihnen offenbar noch niemand gesagt. Naja, durch Eigenversuch lernt man ja auch so manches.

Spannend ist auch, warum die Tierchen vorne weiß und hinten schwarz sind. Sie stehen auf dem Speiseplan des Orcas, der unter ihnen schwimmt und die weiße Unterseite nur schwer von der gleißenden Wasseroberfläche unterscheiden kann. Umgekehrt sind die Raubfögel irritiert, weil aus der Luft betrachtet die schwarzen Rücken und das dunkle Wasser zu ähnlich sind. So, genug der Weißheiten, außerdem ist es schon 1 Uhr und um 5 Uhr geht mein Bus nach El Calafate. Von Feuerland berichte ich die Tage.


Seelöwen auf der Peninsula Valdes

Zwei Tage war ich in Puerto Madryn, um von dort die beiden beliebtesten Ausflüge zu machen: Die Peninsula Valdes mit ihrer großen Tiervielfalt und Punta Tombo wegen der riesigen Kolonie Magellan-Pinguine, die dort lebt. Zunächst war ich etwas enttäuscht, dass ich niemanden fand, der sich mit mir ein Auto mieten wollte, um die Halbinsel auf eigenen Faust zu erkunden. Im Nachhinein war ich wirklich froh, dass ich mich sozusagen einer geführten Gruppe anschließen musste. Denn der Guide war sehr nett und hat uns den ganzen Tag über mit interessanten Informationen über das Land und die Tierwelt versorgt. Außerdem hat er mich während der Busfahrt zu meinem aller ersten Mate Tee überhaupt eingeladen. Die Hauptattraktion um diese Jahreszeit sind die Seelöwen am Nordende der Halbinsel. Die Bullen werden bis zu 2,5m groß und bringen 300kg auf die Waage, die Weibchen wiegen nur knapp die Hälfte - kurzum es sind beeindruckende Kolosse.
Die unbewegten Bilder täuschen etwas, es war echt was los an dem Strand. Wehe da kam einer der Jungbullen einem der Weibchen zu nahe, da wurde sofort aus vollem Resonanzkasten gebrüllt oder sogar die Massen in Bewegung gesetzt. Falls dabei Nachwuchs im Weg ist, kann es passieren, dass dieser erdrückt wird. Seeelefanten gab es an diesem Tag leider nur gezählt zwei zu sehen und diese auch nur Pünktchen weit weg auf einer Kiesbank. Die Magellan Pinguine, die wir für ca. 10 Min. besuchten bevor wir die Rückfahrt antraten, waren auch noch schon anzusehen, aber davon sollte ich ja am Folgetag nach noch hunderte und tausende zu sehen bekommen. Fazit: Peninsula Valdes war für mich ein schönes Tiererlebnis, aber nicht ganz so beeindruckend, wie mir so mancher vorgeschwärmt hat. Aber das lag zum großen Teil bestimmt auch an der nicht ganz optimalen Jahreszeit. Einige Tiere wie z.B. Wale, Orkas, Seeelefanten sind derzeit einfach nicht da.

Samstag, 11. Februar 2012

Buenos Aires - urbane Vielfältigkeit

In vier Tagen Buenos Aires sieht und erlebt man so viel, dass ich hier nur ein paar Sachen herausgreifen möchte. Bewußt spreche ich nicht von Highlights, weil das in Bezug auf negative Erlebnisse und Eindrücke ziemlich schräg klingt. Denn neben schönen, ästhetisch perfekten Dingen, gibt es auch viel Armut, Schmutz und Verfall.

Klein und unscheinbar ist das Stadtmuseum, dessen aktuelle Ausstellung alte Spielzeuge zeigte. Genau das Richtige für mein derzeitiges spanisches Sprachniveau! Z.B. entdeckte ich "das häßliche Entlein" auf Spanisch. Nachdem der Museumsangestellte sehr eifrig erfragt hatte, woher ich komme, zeigte er mir stolz die beiden Merklin Eisenbahnen und den deutschen Steinbaukasten von 1890. Auch die original alte Apotheke am Eck ist ein echtes Kleinod!


Die geführte Besichtigung im Teatro Collon kostete zwar mehr als zwei Nächte im Hostel, ist aber absolut lohnenswert. Ein echter Prunkbau dessen Hallen mit unterschiedlichstem Marmor aus ganz Europa ausgestattet sind. Leider ist gerade Spielpause, sonst hätte ich versucht die legendäre Akustik dieses Saales bei einem Konzert zu erleben. Zumindest oben in der "Chicken box" - so werden die Stehplätze im fünften Rang genannt - wäre doch hoffentlich eins der etwa 2.500 Tickets kurzfristig verfügbar gewesen.

Ein weiteres außen wie innen wirklich schönes Gebäude die Casa Rosada - der Präsidentenpalast. In welchem anderen Land kann man diesen besichtigen? Man stelle sich vor, man könne einfach so durchs Weiße Haus schlendern und sogar noch den Präsidentenaufzug, -balkon und -saal betreten.
Ein absolutes Muss - und das zu Recht - ist der Friedhof in Ricoleta. Monumentale Grabmäler und Mausoleen dicht an dicht auf aller engstem Raum mitten in der Stadt. Wie auch sonst im Stadtbild reicht auch hier die Spanne von prachtvoll gepflegt bis heruntergekommen.
Gut gefallen hat mir das Museo de Bellas Artes de La Bocca im gleich-namigen ehemaligen Hafenviertel. Es zeigt viele Gemälden des berühmten argentinischen Malers Benito Quinquela Martin, der hier mehrere Jahre lebte und dessen Werke sehr lebendig das Leben und Arbeiten in diesem Viertel darstellen. Ich bin ja sonst nicht so der Galerien-Fanatiker,
aber diese ausdrucksstarken Bilder, die direkt am Ort des Geschehens entstanden sind, haben mich insbesondere durch ihre Authentizität beeindruckt.
Der Tango hat Buenos Aires viele Pluspunkte eingebracht; sowohl der Schnell-Kurs mit anschließender Show aber insbesondere der Straßentango in La Bocca. Obgleich die Gassen um El Caminito touristisch hergerichtet sind, hat es etwas hier herumzuschlendern.


Das Multikulti-Viertel San Telmo hat einen ganz eigenen gemütlichen Flair und hebt sich damit positiv vom hektischen City-Treiben hab. Bei meinem Sonntagsspaziergang hab ich den Flomarkt auf der Plaza Dorego besucht. Da ich weder der Trödel-Fan bin, noch gewillt war weiteren Reise-Balast zu erwerben, habe ich mich mehr für die Menschen hinter den Verkaufsständen interessiert. Am besten hat mir der "Hühnermann" gefallen.

Wo Licht ist, ist auch Schatten! Gebäudefassaden verkommen, Gehwege sind kaputt (man muß aufpassen, dass man sich nicht den Fuß bricht, während man nach oben schaut) und sind mit Tretminen gepflastert. Das U-Bahn-System funktioniert anders als bei uns. Mit einem Ticket kann man so oft umsteigen, wie man will, solange man innerhalb des Systems bleibt. Erst wenn man raus und wieder rein geht, muß man einen neuen Fahrschein lösen. Dies begünstigt das Betteln in U-Bahnen und Pendlerzügen. Es kann gut sein, dass man nur sechs Stationen fährt und dabei drei fliegenden Händler erlebt, die von Buntstiften über Haargummis bis hin zu Chips oder Keksen so ziemlich alles verkaufen. Meistens sind es Kinder im süßen Alter von sechs oder sieben, die schon echt hart arbeiten müssen und vermutlich die gesamten langen Sommertage in den U-Bahnröhren verbringen.

Ich hab wirklich viel in Buenos Aires gesehen und meine neu gekauften Wanderhalbschuhe sind jetzt definitiv gut eingelaufen. Am größten war jedoch die olfaktorische Vielfalt, leider fast ausschließlich negativer Art. Da ich ja selbst das ganze Jahr mitten in städtischer Hektik lebe, zieht es mich nun ganz klar Richtung Natur.



Mittwoch, 8. Februar 2012

Pampa - beeindruckende Eintönigkeit

Ich hatte zugegebenermaßen schon etwas Bammel, wie ich die 19 stündige Busfahrt überstehen oder vielmehr durchhalten sollte. Aber es kam ganz anders. 19:30 Uhr sind wir mit nur 10 Minuten Verspätung - also pünktlich - losgefahren. Ich hatte "Cama" gebucht d.h. die Sitze sind so breit, dass pro Reihe nur drei statt vier nebeneinander und im gesamten doppel-stöckigen Bus nur 34 Platz finden. Buenos Aires verabschiedete mich mit einem tollen Sonnen-untergang in kräftigem Orange - fast kitschig - und mit einem herrlichen Abendhimmel, was ich von meinem Platz oben direkt hinter der Panoramascheibe besonders genießen konnte. Nach dem Essen brachte ich den Sitz in seine nahezu ebene Position und ließ mich bereits 22:30 Uhr in den Schlaf schaukeln. Kurz vor 9:00 Uhr wurde ich für das Frühstück geweckt. Ich hatte so gut geschlafen wie in keiner der vier vorangegangenen Nächte. In den Hostels war es schwül warm, ungewohnt hell und z.T. durch Straßenlärm oder Musik recht laut.

Als ich die Vorhänge aufziehe niedriges Buschwerk so weit das Auge reicht - Pampa. Nach einer Viertelstunde macht die Straße doch tatsächlich mal eine Kurve, später ein paar sanfte Hügel - also wirklich nichts spannendes. Ich bin froh, dass ich mir diese Eintönigkeit nicht noch eineinhalb Tage durch das Busfenster anschauen muss, sondern mir für die Strecke Trelew nach Ushuaia gestern ein Flugticket gekauft habe; auch wenn es nicht wirklich ein Schnäppchen war.

Delta des Rio Paraná

Nachdem ich die letzten Tage (Buenos Aires Bericht wird nachgereicht) offenbar immer Glück hatte und mit leeren U-Bahnen unterwegs war, hab ich jetzt doch noch das Vergnügen einer gedrängt vollen. Klar, gerade jetzt, wo ich vorne und hinten einen Rucksack hängen und alle meine Habseligkeiten dabei habe. Trotzdem komme ich unbeklaut am Hauptbahnhof Retiro an. Weil ich bei meinem Ausflug nach Tigre und ins Flussdelta nicht alles mitschleppen will, suche ich am Busterminal die Gepäckaufbewahrung auf. So ein klein wenig skeptisch war ich ja ehrlich gesagt schon, es machte aber einen gut organisierten Eindruck: man muß sich per Pass ausweisen, angeben wann ungefähr die Abholung ist, bezahlen und bekommt einen nummerierten Abholschein.

Für die Fahrt nach Tigre nahm ich bis Olivos den normalen Pendlerzug und dann den Tren de la costa. So bekam ich in Bahnhofsnähe einige Bretterbuden-Viertel zu sehen und später schicke Vororte mit einzelne Häusern mit gepflegten Gärten. Mit dem Mann am Infostand bedurfte es einiger Diskussion, weil er nicht vestehen konnte, warum ich weder die Touristen-rundtour im großen Katamaran, noch die Individualtour im kleinen Zodiak wollte, sondern einfach nur mit den Booten des normalen öffentlichen Verkehrs etwas umherschippern.            
Schließlich ging ich einfach zur Schiffsanlegestelle und bekam dort doch noch was ich wollte. Ohne lange Wartezeit ging es auch bald schon los. Das Boot war voll mit Portenos - so nennt man die Bewohner der Hafen Stadt Buenos Aires - alt und jung im Inneren und Gepäck samt Hund auf dem Dach. Manche leben dauerhaft im Delta, andere haben ihr Wochenend- bzw. Ferienhäuschen hier.
Was bei uns die Haustür ist, ist hier der Steg und alles wird mit dem Boot erledigt: Briefträger, Müllabfuhr, ja sogar der Supermarkt (Bild links) ist als Boot unterwegs.
Während der Fahrt über die Flussarme, welche verzweigt sind wie ein Strassennetz, sehe ich die unterschiedlichsten Domizile. Von verfallenen oder heruntergekommenen Hütten bis hin zu werbeprospekttauglich gepflegten, kleinen Paradiesen ist alles dabei.


Sonntag, 5. Februar 2012

Sprachliche Feuertaufe

Nicht ganz ohne Stolz kann ich sagen, dass ich im Flieger nach Madrid meine erste, kleine, echte Spanisch-Konversation hatte. Neben mir im Flieger saß Jorge ein Geschäftsmann aus Madrid, der in Nürnberg die weltgrößte Spielzeugmesse besucht hatte. Er lobte mein Spanisch (Danke @ Cecilia!!) - "es läuft". Es kommen bestimmt auch andere Zeiten, wo ich nur Bahnhof verstehe.

Aber jetzt bin erstmal am Flughafen in Madrid - der größte Europas. Vier riesige Terminals verbunden durch eine U-Bahn. Das erklärt auch warum mein Flug auf der ersten Abflugtafel, auf die ich schaute, garnicht aufgeführt war: dort standen nur die des einen Terminals. Auf dem Weg zur U-Bahn ins andere Terminal spricht mich Philippe- ein französischer Ingenieur - an, der sich sicher ist, mich auf dem Flug von Paris hierher gesehen zu haben. Dieser Irrtum ist schnell ausgeräumt und über meine Schuhe sind wir schnell beim Thema Bergsteigen: Er war auch schon auf dem Mont Blanc.

Dank Vino Tinto kann ich nach dem Essen 2,5 Std. schlafen. große Teile des Fluges hab ich mit Reiseführer lesen verbracht, um zu erfahren, was in Buenos Aires eigentlich so auf mich zukommt und wo ich unterkomme. Auch wenn so machner von mir erwartet hätte, dass ich alles durchgeplant hab - weit gefehlt! Ich wusste noch nichteinmal wie ich überhaupt vom Airport in die Stadt komme.

Beim ersten Hostel, das ich mir im Reiseführer ausgesucht hatte, machte nachts um 1:00 Uhr keiner mehr auf. Das zweite Hostel, in dem soeben die beiden Schweizer verschwunden waren, die mit mir im Auto saßen, war voll. Das dritte Hostel, hatte nurnoch ein Einzelzimmer frei, welches 340 argentinische Pesos kosten sollte. Als ich realisiere, dass dies rund 60 Euro sind, frage ich nach Alternativen. Sehr hilfsbereit telefoniert der Hostelmitarbeiter für mich rum und hat 5 Min. weiter für 50 argentinische Pesos ein Bett in einem 10er Dorm. Um 1:00 Uhr (5.00 Uhr deutscher Zeit) liege ich endlich im Bett - nach 44 Stunden, wenn man die Stunde Ruhen vor der Abreise und die 2,5 Std. im Flieger nicht zählt.

Es geht los

Was eine Hektik in den letzten zwei Wochen und insbesondere seit dem Wochenende als ich angefangen habe den Rucksack zu packen. Dienstag Punktlandung bei der zu erledigenden Arbeit im Büro, nur die Vorbereitungen für den anstehenden Umzug hatte ich nicht mehr geschafft. Also musste  ich Mittwoch nochmal in die Bank. Als ich dort gegen 17:30 Uhr raus kam, war ich eigentlich schon bedient Aber es hieß weiter funktionieren, z.B. Kamera kaufen, weil meine "alte" kurzfristig meinte Zicken machen zu müssen. Das braucht man nicht wirklich, wenn man schöne Reisefotos machen möchte. 19:30 Uhr zu hause war der Spuk aber nicht vorbei, denn noch war die Wohnung nur zur Hälfte für den Zwischenmieter ausgeräumt. Aber erstmal gönnte ich mir eine Pause, indem ich mit meinen Eltern und zwei guten Freunden telefonierte. 22:00 Uhr!!! Jetzt musste ich aber langsam zusehen, dass ich meine Sachen in Kiste gepackt und im Keller verstaut kriege. Bis dann wirklich der letzte Handgriff gemacht war, war es 3:15 Uhr - in einer Stunde würde bereits wieder mein Wecker rappeln. Hinlegen, Augen zu machen und Rücken entspannen ja, aber schlafen... Fehlanzeige. Ich kann mich spontan nicht daran erinnere, wann ich das letzte Mal durchgemacht habe.

Ein lieber Freund chauffiert mich zum Flughafen. Beim Einchecken stellte sich heraus, dass (zu) viele den Vorabend-Check-In genutzt hatten, d.h. auf dem Langstreckenflug war kein einziger Fensterplatz mehr verfügbar. Tja, ich hab da nicht daran gedacht. Aber so müde wie ich bin, kann ich wahrscheinlich auch ohne Anlehnen schlafen. Beim Abschiedsfrühstück kaufe ich aufgrund meines Hungers so üppig ein, dass ich die Hälfte in den Rucksack packen muss. Ein Glücksfall, denn im Flieger gibt es "nada"- nur gegen Bares.

Zunächst aber erst noch ein zwei Abschiedstränen, bevor ich in der Sicherheitkontrolle verschwinde. Ich war mir sicher, dass man sich dort für meine fetten Bergstiefel interessieren würde und ich diese für eine Extratour druch das Röntgengerät würde ausziehen müssen. Aber weit gefehlt! Für mein Schuhwerk interessierte sich niemand, dafür musste aber meine vor weniger als 12 Stunden gekaufte Kamera zur Sprengstoffkontrolle.

Die Ansprache im Flieger ist Spanisch! Nicht, dass mich das wirklich überrascht bei einem Iberia-Flug, aber diesmal fühlte sich das völlig anders an! Bei einem "normalen" Urlaubsflug nach Spanien ist es nicht so entscheiden ob man die Landessprache versteht. Aber diesmal ist es so ein "Ups! Das ist also die Sprache mit der mich mich in den nächsten 4 Monaten in allen Lebenslagen verständigen muß!" Noch kann ich die Sprache nicht - wie auch, ich habe ja erst im September damit angefangen - aber ich bin guter Dinge, daß mir das gelingt!