Mittwoch, 2. Mai 2012

Cerro Toco - Vulkanbesteigung

(Di. 10.4.) Um 7:30 Uhr wurde ich von unserem Guide am Hostel eingesammelt – ungewöhnlich spät für einen so hohen Berg. Ein junger Schweizer saß bereits im Wagen, völlig inadäquat gekleidet mit Jeans und halbhohen Wanderschuhen.  Anschließend holten wir Marga ab. Normalerweise fährt man bei dieser Tour mit dem Jeep bis auf eine Höhe von 5200m oder in schneearmen Jahren sogar bis 5400m. Der Gipfel hat 5616m, so dass man entsprechend nur noch 400 bzw. 200 Höhenmeter zu bewältigen hat – also planmäßig eher ein Spaziergang in großer Höhe als eine richtige Bergtour. Bevor wir in den Schatten des Vulkans fahren machen wir eine ausgedehnte Frühstückspause. Der Guide hofft, dass der Schnee, der beim gestrigen Gewitter (ja, gestern hab ich erlebt, dass es in der Wüste geregnet hat!) auf die Piste gefallen ist, noch etwas wegschmilzt. Auch der nahe, bemerkenswert symmetrische Licancabur ist bis zu seiner Basis in ein weißes Kleid gehüllt. Bei Tee und Sandwich tauschen wir uns über das Thema Akklimatisierung aus, z.T. hat der Guide diesbezüglich sehr sonderbare Ansichten.




Als wir weiterfahren bleibt der Jeep wenig später auf 4750m im Schnee hängen. Nicht wegen der Schneemenge, sondern weil die Reifen des Jeeps so schlecht waren; zwei andere Jeeps fahren nämlich locker flockig an uns vorbei. Schwups hat die Tour einen ganz anderen Charakter und die zu bewältigenden Höhenmeter haben sich mehr als verdoppelt – und das in dieser Höhenlage.


10 Uhr laufen wir los; unschwierig, weil es dem sanft ansteigenden Fahrweg entlang geht, trotzdem ist es aufgrund der Höhe natürlich anstrengend. Obwohl wir sehr langsam gehen, bleiben wir hin und wieder stehen, um den Puls und die Atmung wieder runter zu kriegen. Während der Himmel morgens noch stahlblau war, zog er sich nun immer mehr zu und verstärkt durch aufkommenden Wind, wurde es empfindlich kühl. Trotzdem schaffen wir uns Stück für Stück höher. Der Guide wählt einen etwas längeren Weg, weil er der Meinung ist, dass die Sonne auf der anderen Seite den Schnee bereits weggetaut hat – Fehleinschätzung. Auch legt er eine sehr unübliche Aufstiegstechnik an den Tag: Er hetzt einen Abschnitt von etwa 50 Höhenmeter hinauf und lässt sich dann in den kalten Schnee plumpsen. Da ich mal was von stetigem Gehen in den Bergen gelernt habe, lass ich mich davon nicht beeindrucken und ihn davon rennen, um dann mit gleichmäßigen Schritten aufzuschließen. Und 14 Uhr ist der Gipfel erreicht!



Weil es weiterhin bedeckt, kalt und windig ist und wir leider nicht die erhoffte Aussicht genießen können, machen wir nur schnell ein paar Fotos, Marga bekommt meine GoreTex-Hose und 15 Minuten später starten wir bereits den Abstieg. Schon knapp zwei Stunden später sind wir wieder am Jeep und 17 Uhr in San Pedro. Die Höhe hat mir doch ziemlich zu schaffen gemacht; schon während des Abstiegs hat sich ein leichtes Drücken im Hinterkopf bemerkbar gemacht. Im Hostel angekommen, esse ich nur kurz was und lege mich dann hin, um bis 19 Uhr zu Ruhen. Danach bin ich wieder einigermaßen hergestellt und packe für die morgige Abreise nach Bolivien.