(Di. 10.4.) Um 7:30 Uhr wurde ich von unserem Guide
am Hostel eingesammelt – ungewöhnlich spät für einen so hohen Berg. Ein junger
Schweizer saß bereits im Wagen, völlig inadäquat gekleidet mit Jeans und
halbhohen Wanderschuhen. Anschließend
holten wir Marga ab. Normalerweise fährt man bei dieser Tour mit dem Jeep bis
auf eine Höhe von 5200m oder in schneearmen Jahren sogar bis 5400m. Der Gipfel
hat 5616m, so dass man entsprechend nur noch 400 bzw. 200 Höhenmeter zu
bewältigen hat – also planmäßig eher ein Spaziergang in großer Höhe als eine
richtige Bergtour. Bevor wir in den Schatten des Vulkans fahren machen wir eine
ausgedehnte Frühstückspause. Der Guide hofft, dass der Schnee, der beim
gestrigen Gewitter (ja, gestern hab ich erlebt, dass es in der Wüste geregnet
hat!) auf die Piste gefallen ist, noch etwas wegschmilzt. Auch der nahe,
bemerkenswert symmetrische Licancabur ist bis zu seiner Basis in ein weißes
Kleid gehüllt. Bei Tee und Sandwich tauschen wir uns über das Thema
Akklimatisierung aus, z.T. hat der Guide diesbezüglich sehr sonderbare
Ansichten.
Als wir weiterfahren bleibt der Jeep wenig später auf 4750m im Schnee hängen. Nicht wegen der Schneemenge, sondern weil die Reifen des Jeeps so schlecht waren; zwei andere Jeeps fahren nämlich locker flockig an uns vorbei. Schwups hat die Tour einen ganz anderen Charakter und die zu bewältigenden Höhenmeter haben sich mehr als verdoppelt – und das in dieser Höhenlage.
10 Uhr laufen wir los; unschwierig, weil es dem
sanft ansteigenden Fahrweg entlang geht, trotzdem ist es aufgrund der Höhe
natürlich anstrengend. Obwohl wir sehr langsam gehen, bleiben wir hin und
wieder stehen, um den Puls und die Atmung wieder runter zu kriegen. Während der
Himmel morgens noch stahlblau war, zog er sich nun immer mehr zu und verstärkt
durch aufkommenden Wind, wurde es empfindlich kühl. Trotzdem schaffen wir uns
Stück für Stück höher. Der Guide wählt einen etwas längeren Weg, weil er der
Meinung ist, dass die Sonne auf der anderen Seite den Schnee bereits weggetaut
hat – Fehleinschätzung. Auch legt er eine sehr unübliche Aufstiegstechnik an
den Tag: Er hetzt einen Abschnitt von etwa 50 Höhenmeter hinauf und lässt sich
dann in den kalten Schnee plumpsen. Da ich mal was von stetigem Gehen in den
Bergen gelernt habe, lass ich mich davon nicht beeindrucken und ihn davon
rennen, um dann mit gleichmäßigen Schritten aufzuschließen. Und 14 Uhr ist der
Gipfel erreicht!
Weil es weiterhin bedeckt, kalt und windig ist und
wir leider nicht die erhoffte Aussicht genießen können, machen wir nur schnell
ein paar Fotos, Marga bekommt meine GoreTex-Hose und 15 Minuten später starten
wir bereits den Abstieg. Schon knapp zwei Stunden später sind wir wieder am
Jeep und 17 Uhr in San Pedro. Die Höhe hat mir doch ziemlich zu schaffen
gemacht; schon während des Abstiegs hat sich ein leichtes Drücken im Hinterkopf
bemerkbar gemacht. Im Hostel angekommen, esse ich nur kurz was und lege mich
dann hin, um bis 19 Uhr zu Ruhen. Danach bin ich wieder einigermaßen
hergestellt und packe für die morgige Abreise nach Bolivien.