Samstag, 12. Mai 2012

Potosi - Minenbesuch

Wir kamen nachmittags um halb fünf in Potosi – angeblich mit 4000m die höchstgelegene Stadt – an. Für (65 Bol.) umgerechnet 6,50 Euro bekomme ich ein Einzelzimmer und nach einer schönen heißen Dusche, die erfreulicherweise sogar zum Haarewaschen taugt, schlenderte ich mit Marga und Arnoud zwischen den schönen kolonialen Gebäuden hindurch, die Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind. Schließlich sind wir in einem schönen Restaurant Essen gegangen – ich Lamafleisch.


(Sa. 14.4.) Die Minen-Besichtigungstour startete direkt im Hostel, wo wir mit Gummistiefel, Hose, Jacke, Helm und Lampe eingekleidet wurden. Dann sind wir im Kleinbus die steilen Straßen von Potosi hochgefahren zu ein paar Verkaufsständen, an denen wir für die Mienenarbeiter Geschenke d.h. Coca-Blätter und Saft einkauften. Es sind dort aber auch 96%iger Alkohol erhältlich und Dynamitstangen – weltweit übrigens der einzige Markt an dem hochexplosiver Sprengstoff von jedermann legal erwerbbar ist. Gegen 10:30 Uhr ging es dann auf einer Höhe von ca. 4200m in gebückter Haltung in einen der Stollen rein, in dem wir uns ganze zweieinhalb Stunden aufhielten. Das Ganze war schon sehr eindrücklich; diese primitive Art der Schächte und der Elektrizität, der Schienen, all der Matsch, die Enge. Wir haben uns insgesamt drei der fünf Stockwerke nach oben geschafft. Wer hierbei an irgendeine Art Treppenhaus denkt, muss revidieren: es handelt sich dabei eher um Löcher in der Decke durch die man über irgendwelche glitschigen Tritte und sich am nassen Gebälk festhaltend hochklettert.



Schade war, dass wir – weil Samstag war – nicht den normalen Mienenbetrieb beobachten konnten. Wir haben drei getroffen, die heute arbeiteten, wobei mir nicht so ganz klar war, was sie eigentlich arbeiteten. Denn die Elektrizität ist abgeklemmt, so dass weder die Winsch noch die Lüftung funktioniert. Als wir weiter gingen, hörten wir direkt hintereinander drei kleine Explosionen mit denen etwa ein Kubikmeter Granit weggesprengt wurde. Die zweite Gruppe Minenarbeiter, die wir trafen, war heute eher am Feiern, weil sie zuvor eine gute Ader entdeckt haben. Der 96%ige Alkohol  wurde mit unserem mitgebrachten Saft gemischt. Wir durften natürlich auch mittrinken - Prost! Außerdem „sitzen sie“ im wahrsten Sinne des Wortes auf einigen Säcken guten Zinns, aber weil ihnen der Weltmarktpreis dafür aktuell zu niedrig ist, horten sie es im Stollen, statt es zu Tage zu fördern.


Insgesamt gibt es 500 Eingänge in den Cerro Rico – den reichen Berg – und 22.000 Stollen. Von der Hauptebene geht es fünf Etagen nach oben und fünf nach unten. Der Berg ist also mehr ein schweizer Käse. Trotzdem wird es mit Blick auf die Stabilität nicht für bedenklich gehalten, weil es sich um hartes Granitgestein handelt. Wir erfahren auch, dass während der Kolonialzeit die Indigenos permanent unter Tage arbeiten mußten und erst nach sechs Monate wieder ans Tageslicht durften, es sei denn sie sind vorher gestorben, was durchaus auch vorkam. Tausende haben in den Minen den Tod gefunden. Aber auch heutzutage werden die Kumpels nicht besonders alt, ich habe was von 45 Jahren gehört. Die drei Jungs, die wir getroffen haben, waren alle Anfang zwanzig, sahen aber älter aus; die meisten haben recht bald eine Staublunge. Ach, was freue ich mich schon heute darauf im Juni wieder gepflegt an meinem Schreibtisch sitzen zu dürfen!   :-)


Um die Mittagszeit war ich wieder am Hostel und bin mit ein paar Italienern losgezogen, die ebenfalls auf der Suche nach was zu essen waren. Als sie sich in einem Schnellrestaurant niederließen in dem es nur Hühnchen mit Reis gab, hab ich mich ausgeklinkt und mich stattdessen bei den Strassenständen mit einer Teigtasche mit Tomaten versorgt und mir im Nachgang noch was Süßes im Fett rausgebackenes mit Honig und zwei frisch gepresste Orangensäfte dazu gegönnt. Quer durch die sehr wuseligen Märkte, die schon fast was von Basar haben, gehe ich in die Casa de la Moneda, heute eines der bedeutendsten Museen Boliviens. Ich nehme an der eineinhalb stündigen Führung teil und erfahre viele interessante Details über die ehemalige Münzprägesanstalt.