(Mi. 11.4.) Für 7:30 Uhr war die Abholung angesetzt. Abgeholt wurden wir d.h. das holländische Pärchen mittleren Alters und ich als erste des gesamten Minibusses allerdings erst um 8:10 Uhr. Somit kamen wir quasi als aller letzte an der Grenze an und mussten aufgrund der sehr langen Schlage und weil wie immer alles sehr langsam geht, volle 1,5 Stunden warten. mußten. Dann fahren wir zur bolivianischen Grenze, die wir 11 Uhr erreichen. Den Einreisestempel holen wir uns in einer Baracke, nicht mal Toiletten gibt es dort, obwohl alle Touren vor dem tatsächlichen Tourstart nochmal Frühstück machen. Dann werden wir auf die beiden Jeeps verteilt, die großen Rucksäcke auf das Dach gepackt und 12 Uhr geht es los.
An der Laguna Blanca müssen wir ein Eintrittsgeld von 150 Bolivianos bezahlen, was für hiesige Verhältnisse ziemlich teuer ist. An der Laguna Verde mit dem Vulkan Lincancabur im Hintergrund, machen wir einen kurzen Fotostopp. Danach fahren wir an den sog. Piedras Dali vorbei. Das sind von Wind und Wetter interessant geformte Steinformationen, die allmählich vom Sand zugeweht und verdeckt werden. Überhaupt bietet sich ein sehr schönes Farbenspiel, die ganze Landschaft ist abwechslungsreich.
Ein Stück weiter halten wir an einer weiteren Laguna, an deren Rand eine heiße Quelle zu einem entspannenden Bad einladen. 14:30 Uhr bzw. bolivianische Zeit 13:30 Uhr geht es weiter. Nachdem das Baden auf einer Höhe von 4400m war, sind wir kurz drauf auf 4880m - also höher als der Mont Blanc. Schon witzig auf solchen Höhen mit dem Auto rumzufahren. Ich vertrage die Höhe absolut top. Ob es daran liegt, dass wir heute nur passiv im Auto sitzen und uns nicht anstrengend oder macht sich das gestrige Leiden nach der Vulkanbesteigung nun doch bezahlt? Oder sind es doch die Kokablätter, die ich um eventuellen Problemen vorzubeugen, die ich gekaut und in die Backe gestopft habe? Egal, Hauptsache mir geht es gut! Das Kauen dieser Blätter ebenso wie Kokatee ist von Nordargentinien, über Bolivien bis Südperu absolut normal und verbreitet und hat mit Drogen überhaupt nichts zu tun. Aus 300kg Kokablättern, werden etwa 2,5kg Kokapaste hergestellt, was aber noch lange kein Kokain ist.
Gegen 15 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft an der Laguna Colorado und beziehen alle ein Gemeinschaftszimmer. 16 Uhr, was sich für meinen noch nach der chilenischen Uhr tickende Magen jedoch nach 17 Uhr - also halb verhungert - anfühlt, gibt es Mittagessen: Kartoffelbrei, Würstchen, Fleisch, Tomaten und Gurken. Den anschließenden Verdauungsspaziergang mache ich mit Marga und Arnoud zum Aussichtspunkt über die Laguna Colorado. Es bietet sich uns eine sehr schöne Landschaft mit knall rotem Wasser, weißem Borax, sowie rosa und grauen Flamingos.
Vom Aussichtspunkt aus habe ich mir den Sonnenuntergang angeschaut. Mit der Sonne im Rücken habe ich beobachtet, wie sich die Landschaft und ihre Färbung in sehr interessanter Weise verändert. Während die anderen alle schon relativ früh zurück sind, habe ich es dank Daunenjäcken gut ausgehalten bis die Sonne kurz nach 18 Uhr komplett hinter den Bergen verschwunden war. Als ich um 18:30 Uhr wieder in der Unterkunft war, gab es auch schon bald Abendessen: Suppe und dann Spagetti. 21:30 Uhr hatten alle ausser mir die Äuglein schon zu, da hab ich mich dann auch nicht länger getraut auf meiner Tastatur rumzutippen.
(Do. 12.4.) 6:30 Uhr hab ich mich für einen einstündigen Spaziergang rausgeschlichen. Weil es heute sehr wolkenverhangen ist, gibt es leider keinen schönen Sonnenaufgang, was die eigentliche Motivation für das frühe Aufstehen war. Es war trotzdem toll, das sich verändernde Morgenlicht zu beobachten, auch wenn es insgesamt eine eher düstere Stimmung war. 7:30 Uhr bin ich pünktlich zum Frühstück zurück und 8:20 Uhr setzten wir unsere Reise fort.
Der erste Stopp ist beim Piedra de Arbol (übersetzt Felsenbaum), diesen schönen Sandsteinformationen, die vulkanischen Ursprungs sind. So kurrios geformte Felsen, sind für mich ja immer super spannend und ich könnte mit dort beliebig lange aufhalten und rumkraxeln. Danach geht es durch eine grobsandige Gegend, in der unser Fahrer Andres schon mal den Allrad zuschalten muss, insbesondere wenn es bergauf geht. Die Laguna Honda (heißt tief) kommt in Sicht. Alles ist immer noch sehr Wolkenverhangen und es fängt sogar ein bischen an zu tröpfeln - Regen in der Wüste - echt spannend.
Geschlafen haben wir auf 4300m, der Holländerin ging es aufgrund der Höhe gar nicht gut. Am nächsten Tag haben wir uns hauptsächlich zwischen 4400m und 4700m bewegt. Der Nieselregen, den wir an der Laguna Honda hatten, hat sich zu richtigem Regen entwickelt und wenn die Strecke eher höher verlief schneite es. Das ist sehr sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Unser Fahrer hat das so noch nie erlebt. Ach ja, kleines nettes Detail: wer meint, dass sich der Scheibenwischer des Jeeps vom Lenkrad aus bedienen lässt, der hat sich mächtig getäuscht, dazu muss man aussteigen und die Motorhaube aufmachen. Allmählich war nämlich alles weiß.
An zwei weiteren Lagunen sind wir lediglich vorbei gefahren, weil aufgrund des garstigen Wetters keiner anhalten geschweige denn aussteigen wollte. Überhaupt war heute außer der grau grauen Wolkensuppe leider nicht viel zu sehen - also kein Vergleich zu den gestrigen atemberaubenden Landschaften und Ausblicken. Als es aufhörte zu regnen, war für einige Minuten eine sehr mystische Stimmung. Denn die Sonne ließ stellenweise ihr Licht durchblicken und der warme, regennasse Wüstenboden dampfte.
Mit der Mittagspause haben wir riesen Glück, weil es da gerade mal nicht regnet. Auf der Ladefläche der Jeeps gibt es Buffet: Thunfisch, Mais, Tomaten, Gurken und Reis. Der Stopp fand im Valle de la Roca statt, so dass man während der Zubereitungszeit und nach dem Essen auch nochmal eine halbe Stunde zwischen skurril geformten Felsformationen umherwandeln konnte.
Als wir weiterfahren kommen wir auf die Haupt- bzw. Nationalstrasse, die sich aufgrund des Regens von einer Staub- in eine Schlammpiste verwandelt hat. Das Fahren ist reichlich erschwert. Trotz einer maximalen Geschwindigkeit von 50 km/h, schlingern wir ganz schön hin und her. Der Himmel hat mittlerweile stellenweise wieder aufgerissen. Das Farbenspiel vom ersten Tag, was mich ständig hat Staunen lassen und mir alle fünf Minuten das Gefühl gegeben hat, dass wir uns wo komplett anderes befinden, fiel am Vormittag des zweiten Tages komplett den Wolken zum Opfer. Nach dem Mittagessen war das Wetter zwar besser, dafür die Landschaft relativ eintönig und unspannend. Nur ein paar Quina-Felder leuchten rot, hier und da mal ein paar Lamas und Vicunias, aber ansonsten eigentlich nicht viel. In einem Dorf namens San Christobal machen wir einen kurzen Stopp. Das Dorf gilt als reich, denn es wurde vor 25 Jahren verlegt, weil am ursprünglichen Standort eine Goldmine entdeckt wurde, die seither "ausgebeutet" wird.
(Fr. 13.4.) Am nächsten Morgen ist frühes Aufstehen angesagt, weil wir auf oder in den Salzsee fahren wollen, um dort den Sonnenaufgang zu beobachten. Laut Wikipedia ist der Salar de Uyuni halb so groß wie Hessen oder ein Viertel so groß wie die Schweiz, ok unser bolivianischer Guide hat behauptet genauso groß, aber das war wahrscheinlich etwas sehr großzügig nach oben aufgerundet.
Durch die starken Regenfälle der letzten Zeit war weder die Isla del Pescado noch die Isla Incahuasi, die sonst zumindest in der Trockenzeit von den Touren angefahren werden, erreichbar. Sogar auf dem Weg zum Salzhotel, welcher laut unserem Guide letzte Woche noch trocken war, fuhren wir bereits auf dem Weg zum Salzhotel, welches nur etwa 5 km vom „Ufer“ des Salzsees entfernt liegt, durch bis zu 20cm tiefes Wasser. Beeindruckend wie der Fahrer sich hier bei der Hinfahrt im Dunkeln orientierte. Das Salzhotel ist tatsächlich aus Salzblöcken errichtet auch die Tische und Bänke an denen wir später unser Frühstück einnehmen. Der eigentliche Sonnenaufgang versteckt sich leider etwas hinter Wolken, aber das Licht und vor allem diese unbeschreiblich große, ebene, weiße und – dort wo Wasser ist – glänzende Fläche, sind einmalig.