Donnerstag, 29. März 2012

Blick in den qualmenden Krater des Villarrica

(Mi. 21.3.) Bevor ich mit der Beschreibung der Besteigung loslege, vielleicht noch ein Worte dazu, warum wir unbedingt "alleine", d.h. in Eigenregie ohne Führer da rauf wollten; denn das scheint sich Nichtbergsteigern ggf. nicht ad hoc zu erschließen. Abgesehen davon, dass sich natürlich das Schwabenherz gefreut hat, so ein paar Kröten zu sparen (das wolltet ihr doch lesen, stimmt's?!), hatten wir keine Lust im Gänsemarsch irgendeinem Vorturner hinterher zu wackeln. Das mach ich in den Alpen nicht und das mach ich auch hier nicht, zumindest nicht solange es nicht notwendig ist; sprich, wenn ich den Anforderungen gewachsen bin und eine Besteigung in Eigenregie verantworten kann. Außerdem muss man berücksichtigen, wer eine solche Tour mit einer Agentur bucht. In der Gruppe mit der wir zum Vulkan gefahren sind, war beispielsweise ein Inder dabei, der noch nie mit eigenen Augen Schnee gesehen hat, geschweige denn mit Steigeisen darauf gelaufen ist. Und wenn soeiner nicht zurecht kommt, muss evtl. die ganze Gruppe umkehren.


Also... 6 Uhr hieß es aufstehen, denn 6:45 Uhr startet gegenüber der Transport. Ein kurzer Schlenker an der Vulkan-Ampel, die an der Touri-Info hängt, sie ist auf grün, also steht unserem Vorhaben nichts mehr im Wege. Am Parkeingang müssen Björn und ich den Eintritt bezahlen, bei den anderen ist es enthalten. Bei ihnen ist ebenfalls der kleine Skilift enthalten, der einem 400 Höhenmeter spart, der aber heute nicht läuft. Zufall oder ein Zubrot für die Touranbieter? Ein Schelm wer Böses denkt. Als wir kurz vor 8 Uhr auf einer Höhe von 1400m loslaufen, zeichnet sich am Himmel das Farbenspiel des Sonnenaufgangs ab. Wir sind auf der sonnenabgewandten Seite und können nur den Schatten sehen, den der Vulkan auf das Wolkenmeer unter uns wirft.

Was ist das eigentlich für ein Gipfel auf den wir da raufwollen? Der Vulkan Villarrica ist 2840m hoch, hat eine absolut gleich-mäßige Kegelpyramide und wir deshalb oft als "der Schönste" bezeichnet. Außerdem ist er sehr aktiv und immer rauchend. Nachts glüht er, steht in meinem Reiseführer und Björn und Mareike hatten tatsächlich das Glück dies zu sehen, ich leider nicht.
Am oberen Ende des Lifts steht das CONAF-Kontrollzelt. Wir müssen lediglich unsere Namen zu Protokoll geben und bejahen, dass wir die erforderliche Ausrüstung mitführen, sehen will diese und auch den Alpenvereinsausweis niemand. Wir gehen ruhig und gleichmäßig, denn hetzen macht a) keine Spass und b) bringt es nichts, weil wir eh auf "unsere" Gruppe warten müssen, mit der wir den Rücktransport haben. Trotzdem lassen wir dort wo der Schnee beginnt (etwa bei 2000m) die letzten hinter uns.

Eine Stelle ist wie eine Düse, man muss sich ordentlich gegen den Wind stemmen. Das Spazierengehen hört auf und das Bergsteigen fängt an und - wen wundert es - die meisten Gruppen kehren um. Auch hier ein Schelm wer Böses denkt, aber die Aussicht auf einen freien Nachmittag kann wahrscheinlich auch der ein odere andere Führer nicht verdrängen. Unterhalb des Gipfels müssen wir aber durch beissender Qualm. Wir versuchen so weit es geht auszuweichen, indem wir ganz am rechten Rand des Schneefelds aufsteigen. Aber ab und an läßt es sich nicht vermeiden, sich die Fleecemütze vor Mund und Nase zu halten - das hilft. Die letzten paar hunder Höhenmeter steigen wir durch etwas mühsames Lavagestein auf. 11:45 Uhr sind wir oben, weichen auf die Luvseite aus und blicken in den Krater oder vielmehr in den dichten Qualm, der heraussteigt.

Wir laufen auf dem Kraterrand halb herum und sehen von der anderen Seite den Lanin - einen gut 3700m hohen Vulkan auf der Grenze von Chile zu Argentinien. Auch die erkalteten Lavaströme an der Basis sind gut zu erkennen. Bis wir genügend Fotos gemacht hatten, war über eine Stunde rum (die anderen nur 5 Min. wie wir später erfahren sollten). 13 Uhr treten wir in aller Ruhe den Abstieg an und machen viele Pausen, weil wir ja eh auf die anderen warten müssen, mit denen wir ja den Rücktransport haben. Trotzdem brauchen wir nur zweieinhalb Stunden bis zum Parkplatz, denn auf dem Schnee konnten wir auf den Schuhsohlen abfahren und in den lockeren Vulkankieseln an seiner Basis, ging es eh ratz fatz. Von den gut 80 Leuten, die morgens ungefähr angetreten waren, war übrigens nur eine Zwölfergruppe, unsere Kleingruppe (ohne den Inder) und wir oben. Wieder im Hostel, werfe ich mich unter die Dusche und genieße anschließend nochmal eine Massage. Ich dachte ursprünglich, das 1,5 Std. locker reichen würden, um in Ruhe nochmal das gute Essen zu genießen. Nur leider war die Küche heute heute besonders lahm. Naja, hab dann doch noch just in time den Bus um 21 Uhr erreicht und schon vor 22Uhr hatte ich die Äuglein zu.