Donnerstag, 29. März 2012

Abhängen in Pucon

(Mo. 19.3.) eigentlich wollte ich ja ausschlafen, aber weil ich schon um halb elf die Augen zugemacht hatte, war ich kurz nach 8 Uhr wach. Hab mich noch eine Weile noch rumgeräkelt, dann gelesen, und 10 Uhr zum Frühstück, a la carte wie sich rausstellt, also nicht inkludiert, aber gut.


Fast hab ich ein schlechtes Gewissen, als ich mich wieder aufs Bett hocke und tippe, statt irgendwas zu unternehmen oder mir zumindest den Ort anzusehen. Aber als es kurze Zeit später zu regnen und sogar gewittern anfängt, bin ich versöhnt. Ich mach mal wieder genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt. Am späteren Nachmittag ess eich das von Argentinien importierte Brot mit Leberwurst, bevor es mich dann doch rauszog. Aber schon nach einer knappen halben Stunde treibt mich der heute zum dritten Mal einsetzende Regen wieder ins Hostel und außerdem die gebuchte Massage um 18 Uhr. Das war absolut professionell und super! Emil, der morgens das Frühstück serviert, lockert mich vom Scheitel bis zur Sohle - um genau zu sein in der umgekehrten Richtung. Denn zugegebenermaßen zwickt es seit dem schwer beladenen Abstieg im Cochamo-Tal etwas im Rücken. Nach fast eineinhalb Stunden stehe ich wie neu geboren und etwas durmelig von der Massageliege auf. Weil halb acht schon durch ist und ich außerdem Hunger habe, bleibe ich gleich unten im Restaurant, was wirklich eine ausgezeichnete vegetarische Küche hat.

(Di. 20.3.) Nach einem gemütlichen Vormittag im Hostel, treff ich mich mit Björn und Mareike (wird leider nicht mit dabei sein, weil sie erkältet ist) um 12 Uhr vor der Touri-Info, um unsere morgige Besteigung des Vulkans Villarrica zu planen. Wir fangen mit dem wichtigsten an - der Registrierung bei der Nationalparkverwaltung CONAF. Eine Kopie des Passes hinterlegen und das Vorzeigen des Alpenvereinsausweises genügt. Dass man diesen Ausweis z.B. auch als Fördermitglied bekommt und über keinerlei Bergerfahrung verfügt, ist egal, das bunte Papierchen reicht offenbar aus, um die Bergerfahrung und Kompetenz nachzuweisen - Chile eben. Bei CONAF läuft alles echt easy durch. Für uns überraschend, denn mehrfach hatten wir gehört, eine Besteigung ohne Guide sei verboten.

Als nächstes organisieren wir den Transport und die Ausrüstung (Steigeisen, Pickel und Helm, welche man am Checkpoint vorzeigen muss. Auch auf der Suche nach Leih-Equipment, war die erste Antwort der Komplett-Tour-Anbieter stets: das geht nicht, das ist verboten! Als wir sagten, dass wir die Registrierung bereits hinter uns haben, ging das große Rätselraten bzw. Nachfragen beim Chef los, was "nur" Ausleihe bzw. Transport kostet - wird wohl doch nicht so oft in Eigenregie gemacht. Wir checken verschiedene Anbieter, die Preise variieren, aber alle wissen erst am Abend, ob sie Material und Transportkapazitäten für uns übrig haben. Also gehen wir in meinem Hostel noch gemeinsam Mittagessen und verabreden uns erneut für 19:30 Uhr.

Nachdem ich mich schnell in kurze Hose und T-Shirt geworfen habe, fahre ich 15 Uhr mit dem öffentlichen Kleinbus nach Curarruhue - ein Mapuche-Dorf ca. 30km von Pucon entfernt. Ich will jetzt nicht sagen, dass der Ausflug ein Flopp war, aber der Renner war es auch nicht. Die einstündige Fahrt dorthin, die verschiedene Ausblicke auf den Vulkan ermöglichte und das kleine Museum war noch ganz nett. Den im Reiseführer gelobte Kunsthandwerkermarkt, sowie die nach Mapuche-rezepten zubereitete Kleinigkeiten, gab es nicht wegen Renovierung oder Nebensaison oder beides. Also machte ich mich nach einer Stunde Aufenthalt bereits wieder auf den Rückweg; diesmal im mit Schülern überfüllten Bus. 18 Uhr bin ich wieder in Pucon und kriege bei TravelAid ich überraschend einfach organisiert, dass mir meine auf der Evangelistas liegengelassene Brille nach Santiago geschickt wird. Fantastisch! Ich hatte sie schon abgeschrieben, wollte es aber zumindest versucht haben. Ok, vielleicht lag es daran, dass der Betreiber von TravelAid ein vor einigen Jahren ausgewanderer Schweizer ist. Supermarkt, Geldholen, dann Spaziergang zum schwarzen Strand, wo ich bisher noch nicht war. 19:30 Uhr leihen wir gegenüber meines Hostels bei Summit Chile - Ausrüstung und buchen den Transfert. Insgesamt zahlen wir so 14.000 statt 55.000. Danach heißt es packen, ich muß die Tourenhose aus den Tiefen meines Rucksacks hervorzaubern und einigermaßen schlau packen, weil ich ja morgen früh das Zimmer räumen muss, aber abends noch duschen möchte, bevor ich in den Nachtbus nach Santiago steige.