Freitag, 20. April 2012

Cachi und Cafayate - Exzellente 2-Tagestour


1. Tag: (So. 1.4.) Der erste starke Eindruck dieser Tour war der kokakauende Fa(ü)hrer, der mich als letzte von 5 Teilnehmern um 7:30 Uhr einsammelte. Es ist nur wenig übertrieben, wenn ich sage, dass seine Wange tennisballgroß mit Kokablättern vollgestopft war. Außerdem konnte ich bis zum Schluss nicht rausfinden, ob sein Vollbart tatsächlich die fehlende Reihe Schneidezähne cachiert oder nicht. Jedenfalls war er nicht nur für mich, sondern auch für die 4 argentinischen Gäste schwer verständlich. Hinzu kommen natürlich die Besonderheiten der argentinischen Sprache. Ein Beispiel: "Lama" wird im Spanischen mit zwei L also Llama geschrieben und "Jama" gesprochen, die Argentinier machen aus diesem weichen Wort ein hartes "Schama". Ich hab mich trotzdem gefreut, mit einer rein argentinischen Gruppe - alle aus Buenos Aires - unterwegs sein und somit mein Spanisch üben zu können.

Bei unserer frühmorgendlichen Fahrt durch ein Tabakanbauge-biet in Richtung Berge, veränderte sich das Licht auf ganz spannende Weise: allgemein dunkler Himmel, aber dort wo die Sonne durchdringt, bringt sie das schöne saftiges Grün zum Leuchten. Etwas später als wir durch die Quebrada de Escoipe fuhren riss es auf: azurblauer Himmel, strahlendes Grün von den Wiesen, kräftig gelbe Blumen, die Berge und Felsen leuchtend rot vom oxydierten Eisen und grün leuchtend vom oxydierten Kupfer - also genau die umgekehrten Farben der Erze.

Wir bekommen die ersten Candores zu sehen. Diese Kandelaber-kakteen wachsen nur etwa 1cm pro Jahr, so dass, die zahlreichen 3 bis 5m hohen Kakteen durchaus ca. 600 Jahre alt sind.  Als wir immer höher fahren zur Cuesta del Obispo verändert sich die Landschaft, schöne Felswände schimmern rötlich und kontrastieren hübsch mit dem zwischendrin immernoch kräftiges Grün. Nach dem Mühlstein Piedra del Molino, der auf dem 3200m hohen Pass aus unerklärlichen Gründen liegen gelassen wurde, kamen wir auf einen Hochebene, die dann nurnoch von kurzem Strauchgras bewachsen war. In das Valle de Encantada konnten wir leider nur von oben reinschauen und weiter ging es in den Nationalpark de Candores mit einer entsprechenden Dichte dieser stacheligen Gewächse.

Im Hintergrund sind die ersten schneebedeckten Gipfel des Cachi-Massivs zu sehen. Das Licht und die Farben sind das, was die Landschaft so interessant bzw. die Tour ausmachen. 13 Uhr kommen wir im schön ursprünglichen - sprich kolonial weißen - Cachi an. Während der zweistündigen Mittagspause lassen wir uns zunächst auf einer angenehm schattigen Außenterrasse nieder und essen leckeres Lamafleisch. Danach schlendern wir noch etwas durch den Ort in dem man sich wirklich nicht verlaufen kann.






Auf der berühmten Ruta 40 (s. "Geografie Patagoniens) fahren wir weiter nach Molinos, wo wir die Kirche und die Mühle mit Patio besichtigen. Weiter geht es durch die Quebrada de la Flecha - tolle Sandsteinformationen - und vorbei an riesigen Mengen Paprika, die auf dem Boden ausgebreitet getrocknet werden. San Carlos mit seiner schönen Kolonialkirche erreichen wir als es schon dunkel ist. Die letzte Teiletappe führt durch das Calchaqui-Tal bis wir 20:15 im Weinort Cafayate ankommen. Dort gehen wir auf der Plaza gemeinsam essen und bekommen sogar noch eine Pena (ein Musiker spielt ein paar Stücke und macht dann dem nächsten Künstler Platz) mit.

Übrigens: Hätte die Wettervorhersage Einfluss auf den Entschluss zur Tour gehabt, hätte ich mich bestimmt nicht für diesen Tag entschieden - dabei war er absolut super. Fazit: Ein sehr langer, aber überaus eindrucksreicher Tag.

2. Tag: (Mo. 2.4.) Am nächsten Morgen habe ich mich noch gewundert, warum wir nach Süden starten bis wir plötzlich am Eingang der Ruinen von Quilmes stehen. Von diesem Abstecher hatte mir die Agentur nichts erzählt, um so mehr freute ich mich nun darüber diese kulturhistorische Stätte doch noch zu sehen. Die Befestigungsanlagen wurde zu Beginn des 11. Jh. erbaut und hatte 5.000 Einwohner. Erst nach 35jähriger Gegenwehr wurde sie 1665 von den Spaniern eingenommen. Infolge dessen, dass damals 270 Familien nach Buenos Aires umgesiedelt wurden trägt heute noch eine Vorstadt den Namen dieses Indianerstammes. Ebenso das Bier, das dort gebraut wird und das populärste in Argentinien ist.




Zurück in Cafayate steht der Besuch der Bodega "Domingo & Hermano" an. Die eineinhalbstündige Mittagspause steht in Cafayate zur freien Verfügung. Ich lasse mich mit einem an einem Straßenstand gekauften Ziegenkäse und Brot im Schatten der Plaza nieder. Die Bodega, die wir anschließend besuchen, wartet mit einer sehr guten und detaillierten Erklärung auf, wie man Wein richtig degustiert: 1. kleinen Schluck in den Mund, 2. Wein im Mund bewegen, 3. leicht durch den Mund einatmen, 4. schlucken, 5. Nachgeschmack spüren.


Weiter geht es durch die absolut faszinierenden Felsformationen der Quebrada de las Conchas mit Los Castillos, Anfiteatro + La Garganta del Diablo (Teufelsschlund). Das "Krokodil" habe ich trotz waldorfgeschulter Fantasie nicht erkennen können, den "Frosch" allerdings schon. All diese Naturwunder mit Worten zu beschreiben, ist unmöglich. Aber soviel sei gesagt, es war erneut ein spannender, abwechslungsreicher Tag.

Der Begriff "Quebrada" war für mich in irgendeiner Weise schon immer vielsagend und vielbedeutend und hatte was Großartiges, obwohl ich mir garnichts Konkretes darunter vorstellen konnte. Meine Erwartung unbekannten Ursprungs hat sich voll erfüllt. Übersetzt heißt es "Quebrada" ganz banal sowohl Pass als auch Schlucht und Bach.