Dienstag, 10. April 2012

Bodegas oder Bettschwere für die Busfahrt

Wie erwartet sah die Welt am nächsten Tag wieder besser aus. Ich hatte die Internetprobleme mit einem eleganten Plan B gelöst indem ich in einem kleinen Schnellrestaurant gegenüber etwas konsumierte und mir das Passwort geben ließ. Top Internetverbindung mit der ich sogar das Filmchen von den Streetdancern in Santiago hochladen konnte.

Außerdem war ich für 14 Uhr mit Marga und Arnoud zu einer Wein-Tour verabredet. Denn abgesehen davon, dass einen die Streckenführung meistens ohnehin durch Mendoza führt, kommt man eigentlich wegen des Weines hier her. In der Region Mendoza werden mehr als 70% des argentinischen Weines erzeugt und immerhin ist Argentinien weltweit der fünftgrößte Weinproduzent.

Mit einem Kleinbus fahren wir nach Maipu und besichtigen dort als erstes die Bodega Lopez. Mit etwa 20 Mio. Liter pro Jahr ist sie die größte Weinkellerei, aber bei uns wenig bekannt, weil sie - abgesehen von Spanien nicht nach Europa exportieren. Die kurze Führung bringt uns auch an den Eichenfässern vorbei in denen der Wein sechs Monate "reift". Das größte derselben faßt ein beeindruckendes Volumen von 357 Hektolitern - man stelle sich 357 Badewannen vor. Ich muss schon sagen, so eine vollauto-matische Abfüllanlage hat schon war. Und dabei geht es nicht nur darum, wie der Wein in die Flasche kommt und diese verkorkt und etikettiert wird, sondern es werden abschließend sogar die 6er-Kartons auf Paletten gestapelt und das gesamte Paket für den Transport mit Plastikfolie ummantelt. Angebaut werden auf diesem Weingut Cabernet Sauvignan, Merlot und Malbec, die wir anschließend verkosten durften.

Der zweite Stop unseres Ausflugs führt uns in eine Olivenölfabrik, die nur kaltgepresstes natives Olivenöl herstellt. Es ist ein kleiner Familienbetrieb, der Wert legt auf erstklassige Qualität und nur 100.000 Liter pro Jahr herstellt. Leider hatte die Dame, die uns alles zeigte, einen schlechten Tag und erklärte sehr gehetzt und lieblos. Trotzdem habe ich gelernt, dass ein Olivenbaum 10-15 Jahre braucht, bis er die ersten Früchte trägt. Außerdem ist es nicht eine Frage der Sorte, ob eine Olive grün, braun oder gar schwarz ist, sondern lediglich wie reif sie sind. Zur Ölerzeugung werden alle unabhängig ihres Reifegrades herangezogen, dazu werden die gesamten Oliven inklusive ihres Kerns zwischen großen Granitmühlsteinen zermahlen und dann gepresst. Allein durch ihr unterschiedliches spezifisches Gewicht wird anschließend das Wasser (schwerer und sinkt ab), das ebenfalls Bestandteil der Olive ist, vom Öl getrennt. Auch hier gibt es anschließend eine kleine Verkostung.

Auf unserem Weg zum zweiten Weingut kommen wir an der historischen Bodega Giol vorbei, die seinerzeit (ich meine es war in den 1850ern) die weltweit größte Weinkellerei überhaupt war. Als Kontrast zum ersten Weingut mit Besucherzentrum und allem drum und dran, geht es abschließend zu "Cava de Don Arturo" - einem kleinen, traditionellen Familienbetrieb, der nur 1,7 Mio. Liter pro Jahr produziert. Diese werden direkt an Besucher und Restaurants verkauft, aber selbst innerhalb Argentiniens findet kein Versand statt.